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Spaß im Zementoval

Carsten Podlesch gewinnt Int. Steher-Championat

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Organisator Gerd Geßler rieb sich vergnügt die Hände. Kein Wölkchen am blauen Bielefelder Himmel, rasanter Sport mit couragierten Lokalmatadoren und gut 500 zufriedene Zuschauer in der Radrennbahn: Das Internationale Steher-Championat beim RC Zugvogel war eine rundum gelungene Veranstaltung zum Abschluss der Knatter-Saison.

Zum ersten Mal überhaupt war Astrid Benker in der Radrennbahn. Die stellvertretende Vorsitzende des Stadtsportbundes gab den Startschuss fürs flotte 30-km-Rennen der A-Kategorie, das wie das spätere 40 km-Duell geprägt war von Führungswechseln, spektakulären Überholmanövern und äußerst knappen Zieleinläufen. Entschieden zunächst der EM-Vierte Florian Fernow und Karsten Podlesch die Berliner Stadtmeisterschaft für sich, so waren es am Ende doch Carsten Podlesch und Helmut Baur, die in der Addition beider Läufe ganz oben auf dem Siegerpodest standen. Als Vierter und Zweiter nutzte das Bielefelder Gespann Jan Eric Schwarzer (RV Teutoburg Brackwede) und Christian Dippel (RC Zugvogel) den Heimvorteil.
Im 40 km-Rennen der B-Kategorie sammelte die »Wilde Hilde« Sympathiepunkte und freute sich hinterher über eine gestiftete 25-Euro-Prämie. Andreas Hildebrand (Bielefeld) an der Rolle des neunmaligen Schrittmacher-Weltmeisters Dieter Durst (Nürnberg) war der einzige, der dem dominerenden Gespann Marc Altmann/Gerd Geßler halbwegs das Wasser reichen konnte. Angefeuert von Freundin Yvonne Schröder, wehrte er sich tapfer gegen eine Überrundung. Zwei Minuten vor Schluss sauste Novize Altmann, der 2007 deutscher Meister werden will (Gerd Geßler: »In diesem Jahr soll er an der Technik feilen und Sicherheit gewinnen«), doch noch rechts an ihm vorbei - der Weltmeister von 1998 mit der Vierer-Bahnmannschaft ist ja schließlich auch nicht irgendwer.
Stadionsprecher Frank Schneider (Forst) versorgte das Publikum im Betonoval mit fachlichen Informationen. So kennen die Bielefelder mit dem Niederländer Willem Fack nun den »längsten Schrittmacher der Welt« und wissen, dass Helmut Baur auch der »Staubsauer vom Bodensee« genannt wird (weil er so viel Sog entwickelt).
Seine Erklärung, warum die Fahrer im B-Feld, in dem große Qualitätsunterschiede auszumachen waren, so homöopathisch mit Taktik und Überholmanövern umgehen: »Hier ist jeder Angriff wohl überlegt - es könnte der letzte sein.« Marcel Möbus (Forst) wird's bestätigen. Zudem verriet Schneider, dass der zweimalige Welt-, dreimalige Europa- und 13-fache deutsche Meister Carsten Podlesch mit dem Gedanken spielt, seine Steher-Karriere zu beenden. »Vielleicht war Bielefeld sein letztes großes Rennen . . .«
Auf Jan Eric Schwarzer wartet am 16. September in Spanien der nächste internationale Auftritt. Beim Abschlusswochenende der Vuelta in Madrid fungiert der NRW-Stehermeister als Betreuer. »Ich mache dort VIP-Betreuung für das Team Gerolsteiner.«

Artikel vom 11.09.2006