08.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Möbel sollen teurer werden

Klaas kündigt Erhöhungen bis zu 8 Prozent an -ĂŠKonjunktur im Aufwind

Von Bernhard Hertlein
Köln (WB). Möbel werden teurer. Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, hat gestern in Köln Preiserhöhungen zwischen 4,5 und 8 Prozent angekündigt.

»Selten war die Stimmung so gut, selten der Glaube in die Leistung des Landes so hoch und selten die Beschlüsse in Berlin so fern und unbedeutend«, erklärte Klaas zu Beginn der Wirtschaftspressekonferenz. Getragen von der positiven Weltmeisterschafts-Stimmung habe die Möbelindustrie ihren Umsatz im ersten Halbjahr 2006 auf 8,8 Milliarden Euro und damit 4,4 Prozent über Vorjahresniveau steigern können.
Dabei setzten sich die Küchenhersteller mit einem Plus von 9 Prozent auf 1,9 Milliarden an die Spitze der Branche. Die wichtigste Zutat zu diesem Erfolg war das Exportgeschäft, das auf hohem Niveau nochmals um 18,8 Prozent zulegte.
Mit einer Steigerung um 11,2 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro setzte sich das Segment der Laden- und Büromöbel trotz eines sogar leicht rückläufigen Exports ebenfalls positiv ab. Hersteller von Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbeln erhöhten ihren Umsatz um 6,2 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro. Der Verkauf von Matratzen blieb mit 440 Millionen Euro etwa auf Vorjahresniveau. Dagegen haben die Hersteller von Polstermöbeln und Stühlen die Trendwende noch nicht geschafft. Bereinigt um Auto- und Flugzeugsitze lag ihr Umsatz zum Ende des Halbjahrs mit 2,2 Milliarden Euro um 3,6 Prozent unter Vorjahr.
Von der stärkeren Nachfrage im Inland profitieren auch ausländische Hersteller. Die Möbelimporte stiegen bis 30. Juni um 12,3 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Fast jedes zweite Möbelstück kommt aus Polen. China ist nach Angaben von Klaas dabei, Italien vom Platz 2 im Einfuhr-Ranking zu verdrängen. Auf deutscher Seite sind die
Hauptexportländer Niederlande, Schweiz, Österreich und Frankreich. Die größten Steigerungen erzielt die Branche in Osteuropa. In zehn Jahren hat die Möbelindustrie die Exportquote von 14,3 auf 31,3 Prozent gesteigert und damit mehr als verdoppelt.
Neben der Möbelindustrie hat auch das Holzgewerbe im ersten Halbjahr zugelegt. Das Plus von 7,3 Prozent wurde nach Angaben von Klaas vor allem im baunahen Bereich erwirtschaftet.
Erdöl über 70 Dollar pro Barrel, Strom- und Gas ebenfalls viel teurer, Holz so knapp wie nie, Metall vom China-Boom getrieben, dazu höhere Lohnkosten: »Unsere mittelständischen Unternehmen sind von Kostensteigerungen umzingelt«, meinte Klaas. Die Mehrkosten summierten sich auf acht Prozent und müssten »zwingend« an den Handel weitergegeben werden. Der VDM erwartet bei den Küchen einen Anstieg um 4,7, bei Polstermöbeln um 4,5 und bei Kastenmöbeln um 7,9 Prozent. Klaas geht davon aus, dass das Herbstgeschäft mit Möbeln im Vorfeld der Mehrwertsteuererhöhung »sicherlich interessant sein wird«. Eine »Lieferung um jeden Preis« werde es seitens der Hersteller jedoch nicht geben. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 08.09.2006