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Scharapowa bekommt
eins auf den Deckel

Die US Open-Siegerin jubelt etwas zu ausgelassen

New York (dpa). Maria Scharapowa schrie ihre Freude heraus und hüpfte so heftig mit dem US-Open-Pokal, dass ihr der Silberdeckel direkt auf den Kopf plumpste. »Typisch Maria«, sagte Scharapowa, »irgendetwas passiert immer.«
Doch beim 6:4, 6:4-Finalsieg über die Belgierin Justine Henin-Hardenne hatte sie in New York alles im Griff. Zwei Jahre nach dem Wimbledonsieg bewies die 19 Jahre alte Russin mit ihrem zweiten Grand-Slam-Triumph, dass ihr Erfolg auf dem heiligen Rasen kein Tennis-Ausrutscher war.
»Ich wusste, dass ich noch nicht erledigt bin, sondern dass das erst der Anfang war. Nichts ist so wie der erste Grand-Slam-Titel, der zweite ist eher wie eine Kirsche auf dem Kuchen. Ich werde noch viele Kirschen dazu legen«, sagte Scharapowa. Die seit zehn Jahren in den USA lebende Werbe-Millionärin betonte ihre sportlichen Ambitionen: »Es geht nicht darum, was ich für Freunde habe oder was ich anziehe, sondern darum, dass ich ein Tennis-Match gewinne.«
Satte 1,7 Millionen Dollar Preisgeld kassierte Scharapowa, davon eine halbe Million Dollar Bonus für ihr gutes Abschneiden bei den Vorbereitungsturnieren - der so genannten US-Open-Serie. Für kein Geld der Welt könne man sich aber einen Grand-Slam-Titel kaufen, unterstrich sie.
Auf die Palme brachten Scharapowa Fragen nach einer Banane, die ihr Vater und Trainer Juri ihr in einem vorigen Match während eines Seitenwechsels gezeigt hatte. Prompt aß seine Tochter eine und handelte sich Vorwürfe für verbotenes Coaching ein. »Ich habe gerade ein Grand-Slam-Turnier gewonnen. Das Letzte, worüber ich sprechen will, ist eine Banane«, sagte sie gereizt.
Während Scharapowa zu ihrem Vater auf die Tribüne stürmte, schaute Henin-Hardenne enttäuscht. Die 24-Jährige verpasste ihren zweiten US-Open-Sieg nach 2003 und den zweiten Titel dieses Jahres nach den French Open. Dabei hat sie 2006 in allen Grand-Slam-Endspielen gestanden. So gesehen ist die Ausbeute enttäuschend. Überdies vergab sie durch die Niederlage die Chance, die Französin Amélie Mauresmo als Nummer eins der Weltrangliste abzulösen.
Die Siegerin der Australian Open und von Wimbledon war im Halbfinale an Scharapowa gescheitert. Gegen Henin-Hardenne schaffte Scharapowa nach vier Niederlagen in Serie den zweiten Erfolg. Die kleine Kämpferin aus Belgien gestand: »Der zweite Platz ist immer der schwierigste. Ich hätte 2006 gern mehr als einen Grand-Slam-Titel gehabt.«
Das Endspiel der Herren bestritten Titelverteidiger Roger Federer und der 2003 erfolgreiche Amerikaner Andy Roddick. Federer bot sich dabei die Chance auf den US-Open-Hattrick. Mit Haas-Bezwinger Nikolai Dawidenko hatte Federer beim 6:1, 7:5, 6:4 im Halbfinale am so genannten Super-Samstag kaum Probleme zu lösen.
Als erster Spieler seit Rod Laver vor 44 Jahren schaffte es der Schweizer Federer, in sechs aufeinander folgende Grand-Slam-Endspiele einzuziehen.
Roddick schaltete Dawidenkos Landsmann Michail Juschni mit 6:7 (5:7), 6:0, 7:6 (7:3), 6:3 aus und zog in sein viertes Grand-Slam-Finale ein. In Wimbledon wurde er dabei zwei Mal, 2004 und 2005, jeweils vom Weltranglisten-Ersten Federer gestoppt. Nun bot sich die Chance zur Revanche.

Artikel vom 11.09.2006