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Es sprach schon
alles für St. Pauli

Torhüter Borger half den Bayern

Hamburg (dpa). Als Felix Magath nach dem aufregenden Hamburger Pokalabend ins Schwärmen geriet, meinte er nicht etwa sein eigenes Team.
»Es gab selten ein Spiel, das von einer Mannschaft so schnell gespielt wurde wie in den ersten 45 Minuten vom FC St. Pauli«, sagte der Trainer des FC Bayern München und klang, als würde er über einen Gegner internationalen Kalibers sprechen. Doch es war der Fünfzehnte der Regionalliga Nord, der den Titelverteidiger in 120 hochklassigen Minuten beim 1:2 nV. an den Rand der Pleite gebracht hatte.
Klare Überlegenheit in der ersten Hälfte, der Führungstreffer durch Timo Schultz (31.) und eine Rote Karte für Bayerns brasilianischen Verteidiger Lucio in der ersten Minute der Verlängerung - es hätte genug Gründe für einen Sensationssieg des Stadtteilclubs gegeben, der sich schon in der vergangenen Saison einen Ruf als Pokalschreck erworben hatte. »St. Pauli hat uns beeindruckt«, gab auch Magath zu.
Dass sein Team, bei dem der niederländische Nationalspieler Mark van Bommel zum Einstand noch Anpassungsschwierigkeiten offenbarte, der Stolperfalle Millerntor doch noch entkam und mit einem Erfolgserlebnis in das Champions-League-Spiel morgen gegen Spartak Moskau gehen kann, lag vor allem an zwei Akteuren: Lukas Podolski, der nur 26 Sekunden nach seiner Einwechslung ausglich (46.), und Patrik Borger, dem unglücklichen St. Pauli-Torwart. Eine Flanke von Philipp Lahm lenkte er kurz vor Ende der ersten Hälfte der Verlängerung ins eigene Netz.
Von seiner Mannschaft erhielt Borger, der erst zum zweiten Mal im Pauli-Tor stand, nur Lob für seine bis dahin bravouröse Leistung. Er selbst war jedoch untröstlich. »Das werde ich mitnehmen bis ans Ende meines Lebens«, sagte er. »Ich glaube, ich darf keine Kinder in die Welt setzen. Die kriegen das sonst immer auf dem Schulhof zu hören.«
Aus Sicht der Bayern stellte sich vor allem die Frage, warum das Spiel gegen den - zudem stark ersatzgeschwächten - Außenseiter zu einer solchen Zitterpartie werden konnte. Bayern-Manager Uli Hoeneß sah die Verantwortlichen im europäischen Verband UEFA. Dessen Rahmenterminkalender hatte den Bundesliga-Clubs nach nur drei Spieltagen eine längere (Länderspiel-) Pause beschert, die auf Kosten des Einspielens ging. »Das ist eine schlimme Entscheidung gewesen«, polterte er unter Hinweis auf die Pleiten der Liga-Konkurrenten Hamburger SV und Werder Bremen.

Artikel vom 11.09.2006