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Samstags
WM-Finale,
sonntags C-Liga

Miro-Zwillinge wollen den Pokal

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Beim TuS Union Vilsendorf, weiß Juan Miro, vermissen sie seinen Bruder und ihn schon sehr. »Wir wollen trotzdem bis zum Schluss im WM-Turnier bleiben«, sagte der Nationalspieler.

Die Miros gewannen gestern vor 12 500 Fans mit der deutschen Auswahl der geistig Behinderten in der SchücoArena gegen Russland. Ihre Klubkameraden erkämpften am Wochenende vor 30 Zuschauern in der Bielefelder C-Liga ein 4:4 gegen VfL Theesen III.
»Ich habe jetzt noch eine Gänsehaut. Das war fantastisch«, sagte Juan Miro kurz nach der Partie im Bielefelder Bundesligastadion. Dabei hatte der Offensivspieler lediglich fünf Minuten plus Nachspielzeit auf dem Platz verbracht. Offenbar Zeit genug, um die WM-Atmosphäre in sich aufzusaugen.
Um ein Haar wäre Juan Miro sogar ein Tor gelungen. Doch im entscheidenden Moment rutschte dem gebürtigen Kurden das Herz in die Hose. »Ich war wohl zu aufgeregt«, begründete der 23-Jährige seinen Fehlschuss. Mannschaftskapitän Guido Skorna kommentierte: »Den hätte Juan locker in die Ecke schieben können.« Oder einfach abspielen. Denn Zippan Miro wartete keine drei Meter entfernt in deutlich besserer Position vergeblich auf den Pass seines Zwillingsbruders.
»Nein, nein, ich bin Miro nicht böse«, versicherte Zippan, der bereits zur zweiten Halbzeit von Nationaltrainer Willi Breuer in die Partie gebracht worden war. Dabei hätte er für seinen engagierten 45-Minuten-Auftritt unbedingt einen Treffer verdient gehabt. Im Stile des Arminia-Profis Fatmir Vata, dem beide Miros auch äußerlich ein klein wenig ähneln, wirbelte Zippan Miro wechselweise auf beiden Außenbahnen und beschäftigte so permanent seine russischen Gegenspieler.
»Der Trainer hat in der Pause gesagt, wir sollen weiter Druck machen«, gab Zippen Miro zu Protokoll, sich lediglich an die Vorgaben seines Coaches gehalten zu haben. Seine eigene Leistung wollte er nicht überbewerten.
Gegen Frankreich hoffen beide Miros, erneut von Willi Breuer berücksichtigt zu werden. Doch selbst wenn sie im Viertelfinale am Samstag gar nicht zum Einsatz kommen: Wegzudenken sind sie aus der Nationalmannschaft sowieso nicht mehr. »Beide sind immer lustig, immer gut drauf«, betonte Kapitän Guido Skorna, wie wichtig die Zwillingsbrüder für das Gefüge der Nationalmannschaft sind.
Am Samstag, 16. September ist die Leverkusener BayArena Austragungsort des Endspiels um die Weltmeisterschaft. »Das ist unser Ziel, da wollen wir hin«, versicherten Juan und Zippan Miro. Am Tag nach dem Finale gastiert ihr TuS Vilsendorf III beim VfR Wellensiek III. Die Mannschaftskameraden freuen sich schon auf die Rückkehr der WM-Zwillinge. Denn auch in der C-Liga werden die Miros dringend gebraucht.

Artikel vom 08.09.2006