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Dass die Sprint-Olympiasiegerin Marion Jones fürs Erste ihren Dopingjägern enteilt ist, mag für die Amerikanerin uneingeschränkt positiv sein. Sie darf wieder laufen und könnte sogar schnellstens vom Verband Schadenersatz fordern.
Normalerweise aber unterscheiden sich die Ergebnisse der analysierten Urinproben nicht. Eigentlich gibt es noch nicht einmal eine nachvollziehbare Erklärung, wie solche Differenzen zu Stande kommen. Unsaubere Laborarbeit oder ein Vertauschen der Proben könnten dies bewirken, und auch ein erster Wert im Grenzbereich kann bei der Überprüfung als Folge einer minimalen Mess-Ungenauigkeit knapp darunter rutschen. All das kommt aber nicht oft vor. Doch es gibt sie, diese Ausnahmen: Leichtathlet Bernhard Lagat ist so eine, der französische Skilangläufer Vincent Vittoz auch. Und ein norwegischer Triathlet namens Rutger Beke bewies sogar wissenschaftlich ganz akkurat seine Unschuld, obwohl nach der A- auch noch seine B-Probe positiv war.
Dass nun Marion Jones die Reihe der Unschuldigen fortsetzt, hinterlässt viele Fragen. Beantworten müssen die Sportverbände, was die Veröffentlichung von diffusen A-Proben überhaupt soll. Die Labore müssen erklären, wie Testresultate künftig verlässlicher werden können.
Und die schnelle Mrs. Jones? Es gibt zu viele Zeugen, die ihr bereits einen allzu experimentellen Umgang mit leistungssteigernden Mitteln bescheinigt haben: Im jüngsten Fall ist sie zwar unschuldig, doch als Vorbild für sauberen Sport taugt sie deshalb längst nicht. Großes Unbehagen bleibt ohnehin.Hans Peter Tipp

Artikel vom 08.09.2006