09.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Tiere auf Burg Borgholz
sind keineswegs aus Plüsch

Familie Möltgen lädt seit 20 Jahren zu »Ferien auf dem Bauernhof«

Von Bernhard Hertlein
Borgholz (WB). Ein Dutzend Jahre ist es her, dass die junge Mutter das letzte Mal auf einem Pferd gesessen hat. Auf Burg Borgholz genießt sie es, erstmals wieder auszureiten. Indessen unternimmt der Vater auf seinem Motorrad eine kleine Tour durchs Weserbergland. Die beiden Ältesten toben in der Spielscheune. Und die Jüngste? Sie steht vor dem Zwinger und beobachtet fasziniert Kaspar, den kleinen Waschbären.
Margret und Heinrich Möltgen am Brunnen von Burg Borgholz. Er gehört zu den ältesten Teilen des Gebäudekomplexes. Fotos: Hertlein
Hoch mit Schwung: Carina schaukelt in der Scheune.

Ferien auf dem Bauernhof: Da liegt keiner lange auf der faulen Haut. So viel gibt es zu sehen und zu erleben - zumal, wenn der Bauernhof zugleich eine Burg ist.
Die Idee, Unterkünfte für Feriengäste einzurichten, hatten Margret und Heinrich Möltgen Mitte der achtziger Jahre. 1986 wurde die erste Wohnung im Verwalterhaus in Betrieb genommen. Heute sind es fünf Wohnungen, die alle in Eigenarbeit hergerichtet wurden. »Mit den Einnahmen können wir die Lasten, die der Erhalt dieses großen Anwesens und der denkmalgeschützten Gebäude mit sich bringt, leichter stemmen«, sagt Heinrich Möltgen. Einzelne Mauerreste stammen bereits aus der Zeit vor dem Ende des 13. Jahrhunderts. Eine zum Naturdenkmal deklarierte Linde steht hier schon seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Große Teile der jetzigen Burg wurden allerdings erst 1922 errichtet.
Die meisten Gäste sind Eltern, manchmal auch Großeltern, mit ihren Kindern. Hochsaison ist naturgemäß in den Ferien. Dabei geht der Trend - vermutlich aus finanziellen Gründen - zu kürzeren Aufenthalten. Immer beliebter werden Kurzurlaube an verlängerten Wochenenden. »Teilweise nutzen Großfamilien, die über ganz Deutschland verteilt leben, diese Tage, um sich hier zu treffen«, berichtet Margret Möltgen. Hier kommt dem zu Borgentreich im Kreis Höxter gelegenen Ort Borgholz auch der Standort »ungefähr in der Mitte Deutschlands« zugute.
Haupterwerb ist nach wie vor die Landwirtschaft. Der Vater Möltgens betrieb bis Anfang der siebziger Jahre am Niederrhein einen Gutshof. Dieser musste einem Chemiebetrieb weichen. Aus dem Erlös kaufte der Vater die Burg mit 142 Hektar Land, auf dem der Sohn heute Winterweizen, Zuckerrüben, Raps und Gerste anbaut. Ein Großteil der Felder ist übrigens von Streifen abwechselnd blühender Ackerblumen eingerahmt - eine Aktion, über die sich nicht nur die Spaziergänger freuen, sondern auch der Umwelt nutzt.
Das Ehepaar lernte sich über die Liebe zum Pferdesport kennen. So finden Urlaubsgäste auf der Burg heute die Möglichkeit, Reitunterricht zu nehmen oder auf Pferd oder Pony auszureiten. Eine besondere Attraktion ist das kleine Fohlen. Außerdem leben auf der Burg der schon erwähnte Waschbär, der als Baby von seiner Mutter verlassen wurde und danach in Borgholz Aufnahme fand, zwei Hunde, drei Katzen, zwei lustige Minischweine mit im Augenblick neun Ferkelchen, zwei Kaninchen, zwei Zwergkaninchen, drei Meerschweinchen, zwei Pfaue, drei Laufenten sowie ein paar Hühner und Fasane - genug Gelegenheiten also, den verantwortlichen Umgang mit Tieren zu lernen. »Viele Stadtkinder gehen zu Anfang auf die Tiere zu, als wären sie aus Plüsch«, berichtet Margret Möltgen.
Als ausgebildete Physiotherapeutin, die auch auf der Burg praktiziert, plant sie künftig zusätzliche Wellness-Angebote wie Fango und Massage. Ihr Mann denkt daran, eine Scheune zu einem Aufenthalts- und Partyraum umzurüsten - zusätzlich zu der im Freien schon bestehenden Grillplatz und einer Sauna. Es gibt also weiter viel zu tun. Nebenbei reist das Ehepaar, das fünf Kinder groß gezogen hat, als Mitglied der von der Landwirtschaftskammer eingerichteten Arbeitsgemeinschaft »Urlaub auf dem Bauernhof« auch durch Deutschland, um auf dem Mannheimer Maimarkt, dem Dortmunder Herbst oder anderen regionalen Messen für diese Urlaubsform und für das schöne Weserbergland zu werben.
www.burg-borgholz.de

Artikel vom 09.09.2006