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»Gewalt aus den Reitställen verbannen«

Mehr als 500 Zuhörer erlebten in Salzkotten die »Pferdeflüsterin« Andrea Kutsch

Vierbeiner beobachten und von ihnen lernen: das ist die Botschaft von »Pferdeflüsterin« Andrea Kutsch.
Salzkotten (WB/flü). Andrea Kutsch hat eine Mission. Sie ist »im Auftrag der Pferde unterwegs«. Ihr Ziel: Gewalt und die »Diktatur des Menschen« aus Reitställen zu vertreiben, ohne eine pauschale Verurteilung vorzunehmen. Die propagiert den artgerechten Umgang mit Pferden, auch in Grenzsituationen.
Bei ihrem Vortrag in Salzkotten (Kreis Paderborn), dem einzigen Auftritt in Ostwestfalen-Lippe, lauschten mehr als 500 Zuhörer der 38 Jahre alten »Pferdeflüsterin« aus Bad Saarow in Brandenburg. Buchhändler Theodor Meschede hatte die Autorin nach Salzkotten geholt.
Kutsch ist bei dem Amerikaner Monty Roberts in die Lehre gegangen ist. Seine Methode des Pferdeverstehens wurde durch den Kinofilm »Der Pferdeflüsterer« mit Robert Redford weltberühmt.
Roberts Lehre vom gewaltfreien Umgang mit Pferden hat Kutsch in Deutschland binnen weniger Jahre mit beachtenswertem Erfolg verbreitet: Fernsehsendungen, Bücher und zahlreiche Vorträge haben dazu beigetragen. Ihr neustes Buch »Die Pferdeflüsterin erzählt« ist im Gustav Lübbe Verlag erschienen. Im Herbst geht die von ihr gegründete Hochschule für Pferdekommunikationswissenschaft an den Start - die erste Deutschlands.
Kutsches Ruf hat sich auch unter den vielen Mädchen verbreitet, die wie die »Pferdeflüsterin« nicht mehr von der Koppel loskommen. Ihnen zollte die Pferdeflüsterin ein Lob. Kinder seien diejenigen, die ihre Anliegen verstünden, weil sie natürlicher und gewaltfreier als die Erwachsenen seien. Wer von den Pferden lerne und beobachte, wie sie sich in Herden bestraften und belohnten, wisse eigentlich schon alles. Die Pferdeflüsterer hätten das »nur« in eine systematische Gebärdensprache übersetzt und angewandt.
Die Probleme mache der Mensch, meint Kutsch. In ihrer neuen Hochschule, die unter anderem mit dem Gestüt von Paul Schockemöhle kooperiert, werde die Humanpsychologie deshalb eine ebenso große Bedeutung wie die Wissenschaft von der Tierpsyche haben. In drei Jahren sollen die ersten 40 Studenten den Campus verlassen.

Artikel vom 08.09.2006