08.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gift-Dünger:
Neue Anzeigen

BUND spricht von Umweltstraftat

Von Ernst-Wilhelm Pape
Paderborn (WB). Nach den Verunreinigungen von Trinkwasser, Ackerflächen, Weidegras und Fischen mit der Industrie-Chemikalie PFT hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Strafanzeige erstattet.

Die Anzeige richte sich gegen ein Bodenmischwerk in Borchen (Kreis Paderborn) und eine Firma in Rüthen, sagte der stellvertretende BUND-Landesvorsitzende in NRW, Paul Kröfges, gestern dieser Zeitung. Die Firmen seien miteinander verflochten.
Der Umweltverband wirft ferner den zuständigen Behörden im Kreis Soest »Beihilfe durch Unterlassen des Einschreitens« vor. Bereits im Jahre 2002 habe der BUND die Behörden über das Aufbringen schadstoffhaltigen Düngers im Raum Rüthen informiert, ohne dass diese Praxis beendet worden sei, sagte Kröfges. Der Umweltverband sieht die Tatbestände der Gewässer- und Bodenverunreinigung sowie des unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Abfällen als erfüllt an.
Wie berichtet sind die Verunreinigungen auf den Bio-Dünger »Terrafarm« zurückzuführen, der in Borchen hergestellt wurde. Gegen Verantwortliche der Firma läuft bereits ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Paderborn. Ferner liegen der Staatsanwaltschaft in diesem Fall drei weitere Strafanzeigen von Bürgern vor. Zudem haben die Stadtwerke Arnsberg Anzeige wegen Gewässerverunreinigung und anderer Delikte gestellt.
Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Horst Rürup gibt es Hinweise, dass in Lieferungen aus Belgien, die in Borchen zu Dünger verarbeitet wurden, Chemikalien enthalten waren. Die Lieferungen waren als Abfall aus der Nahrungsmittelindustrie deklariert. Derzeit gingen die Behörden in Belgien den Hinweisen nach.
»Die Verantwortlichen für die Umweltstraftaten sitzen nicht nur in Belgien«, sagte Kröfges. Der BUND sei die zögerliche Suche nach den Brunnenvergiftern leid. Die kriminellen Machenschaften müssten konsequent verfolgt und Schuldige zur Rechenschaft gezogen werden.
Die Firma in Borchen hatte in den Jahren 2004 bis 2006 mehrere 10 000 Tonnen Bio-Dünger »Terrafarm« hergestellt, der auf 1000 Flächen in NRW, Hessen und Niedersachsen ausgebracht wurde. Derzeit werden die betroffenen Flächen untersucht.

Artikel vom 08.09.2006