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Mit Brummbüddel und zünftiger Kluft

Das Duo »Maulschellen« pflegt Volksliedgut - Erste CD trägt den Titel »Pät man tau«

Von Sabine Schulze (Text)
und Bernhard Pierel (Foto)
Jöllenbeck (WB). Wenn die »Maulschellen« zu den Instrumenten greifen, werden alte Zeiten lebendig. Dann singen sie in zünftiger Kluft von fahrenden Zimmerleuten, von »Saufbrüdern« oder der Lore, dann erklingen alte Gesellen- und Volkslieder. Und ab und an auch Niederdeutsches.

Die »Maulschellen«, das ist ein Gesangsduo der besonderen Art: Manfred Ottens, 66, und Patrick Fischer, 27, haben sich darin zusammengefunden. Beide machen schon lange Musik, seit sieben Jahren ab und an gemeinsam, seit Anfang 2005 als »richtiges« Duo.
Patrick Fischer, Erzieher in einem Kinderhort in Herford, hat schon als Schüler am Max-Planck-Gymnasium in einer Band namens »Hauf'n« gespielt. »Immerhin eine CD haben wir zustandebekommen« schmunzelt er. Und wenn er nicht gerade zu Gitarre, Mandoline, Altflöte oder Trommel greift, um mit Manfred Ottens zu musizieren, spielt er nebenbei noch im Quartett »Vielsaitig«.
Ottens, über zwei Ecken mit Fischer verwandt, kam als Jugendlicher bei der Kolpingfamilie zur Musik. »Auf einer Fahrt mit der katholischen Jugend habe ich zum ersten Mal eine Gitarre in die Hand bekommen«, erzählt er. Heute spielt er nicht nur Gitarre, sondern auch Mundharmonika, Ziehharmonika, die »Brummbüddel« (eine Bauernziehharmonika) und Fußrassel - »weil manchmal eine Hand fehlt«.
Dass die »Maulschellen« - Anspielung auf das Musikinstrument und die Derbheit so mancher Lieder - sich des traditionellen Liedgutes annehmen, ist kein Zufall: Ottens, in Kiel geboren, verbrachte einige Jahre seiner Jugend auf dem großväterlichen 3,8-Hektar Bauernhof in Ummeln. Hauptberuflich aber war der Opa nicht Landwirt, sondern hatte eine Zimmerei, die er mit Ottens Onkel betrieb. »Und wenn die beiden gearbeitet haben, haben sie immer die alten Lieder gesungen und ich habe zugehört«, erzählt der 66-Jährige.
Daher rührt auch seine Neigung zum Zimmerhandwerk - obgleich er selbst als gelernter Elektriker und Kaufmann Niederlassungsleiter für Niedersachsen bei einer EON-Tochter war. Wenn die »Maulschellen« also auftreten, dann stets in Zimmermannskluft: mit schwarzer Manchesterhose und -weste, mit weißem Hemd mit Stehkragen, breitkrempigem schwarzem Hut und natürlich der »Ehrbarkeit«, dem Schlips, der aus Sicherheitsgründen keinen Knoten hat und nur mit einer Nadel am Hemdkragen befestigt wird.
Auf zwei Hockern lassen sie sich dann nieder, greifen zu Gitarre und Brummbüddel und sorgen mit ihren mal melancholischen, oft humorvollen oder auch derben Liedern für beste Unterhaltung: Der eine, Ottens, singt Bassbariton, der andere, Fischer, Tenor. Ab und an allerdings greifen sie auch zu Papier und Stift: wenn sie Eigenkompositionen schreiben. Einen Hang zur Literatur haben beide. Und Ottens, zuhause im nördlichsten Haus Bielefelds, am Rande Jöllenbecks, plant sogar, ein eigenes Büchlein mit Lyrik, Satire und etwas Prosa herauszubringen.
Aufgetreten sind die Maulschellen schon bei Hochzeiten, auf Einladung der Kolpingfamilie, bei Dorfgemeinschaftsfesten oder beim Mühlentag. Im Gespräch sind derzeit Auftritte in Museumsdörfern und in Mühlen. Und in Altenheimen spielen sie für Gottes Lohn auf.
Eine erste CD mit 300 Exemplaren haben die »Maulschellen« bereits auf den Markt gebracht. Ihr Untertitel: »Pät man tau« - was nicht nur »tret man zu« heißt, sondern auch für »Pät«rick und »Man«fred steht.

Artikel vom 13.09.2006