11.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

30 Jahre Krötenschutz
durch Baupläne vernichtet

Projekt Furtwänglerstraße entsetzt Amphibienschützer


Bielefeld (-er). Die Amphibienschützer sind entsetzt über die Größe des Projektes der Wericon Immobilien GmbH an der Furtwänglerstraße. »Hier werden 30 Jahre ehrenamtliche Arbeit zunichte gemacht«, unterstreicht Brigitte Bender, Arbeitsgemeinschaft Amphibien und Reptilien im Naturwissenschaftlichen Verein.
Geplant ist dort ein zweiteilig gegliederter Baukörper mit insgesamt zehn exklusiven Wohneinheiten auf dem Grundstück der so genannten Dürkopp-Villa. Das derzeit noch existierende Wohnhaus (Baujahr 1930/31) liegt inmitten eines großen Parks, der wiederum Kernstück einer der wenigen innerstädtischen Lebensräume von sechs Amphibienarten ist. Grasfrosch, Teichfrosch, Erdkröte, Bergmolch, Teichmolch und Feuersalamander haben sich in den vergangenen Jahrzehnten an die Gegebenheiten angepasst, nutzen das naturbelassene Areal rund um das Tagungshaus Brands Busch und können auch mit der angrenzenden Bebauung »leben«. Während der Wanderzeit zum Laichgewässer - ein unmittelbar am Haus Brands Busch gelegener Seerosenteich - sorgen ehrenamtliche Helfen für den Schutz der Population. Und diese wuchs dank kontinuierlicher Betreuung während der vergangenen Jahr auf die stattliche Zahl von 5 000 Tieren.
Hildegard Lattrich ist seit 18 Jahren dort im Einsatz, schließt die beiden Schranken, geht die schmalen Straßen und Teerwege (Furtwänglerstraße, Steinbrink und Promenade) ab und sammelt die wandernden Tiere von der Straße. Jeden Tag ein mehrstündiger Einsatz, häufig bei Nieselregen - dem bevorzugten »Wanderwetter«. Sie hat einen Kloß im Hals, wenn sie sich das künftige Szenario vorstellt.
Einmal abgesehen davon, dass eine große Zahl von Baufahrzeugen über die Furtwänglerstraße rollen wird (Abriss, Ausschachten und Neubau). Auch die zehn geplanten Wohneinheiten werden einen erheblichen Verkehr mit sich bringen. Und mit der freiwilligen Rücksichtnahme auf wandernde Kröten und Molche haben die Amphibienschützer ihre eigenen Erfahrungen gemacht: Es gibt sie schlichtweg nicht.
Der Teich Brands Busch und die umliegenden Gewässer, so macht Brigitte Bender deutlich, sind Teil eines ganzen Feuchtbiotops-Verbundes, der weit in den Bereich Bethel hineingeht. Während der jahrelangen Beobachtungen wurde deutlich, dass die Wanderung sternförmig auf den Teich zugeht. »Man kann die wandernden Tiere schlecht leiten, weil hier am Teich verschiedene Straßen und Wege zusammenlaufen«, erklärt Bender.
Sie ist auch geschockt darüber, dass alle diese bekannten Fakten und Zahlen im Rathaus nicht berücksichtigt werden. »Im Umweltamt liegen diese Informationen alle vor. Aber dort hat sich das Bauamt wohl nicht schlau gemacht.« Und gemeinsam mit Dietmar Stratenwerth (pro Grün) ist sich Brigitte Bender einig, dass sich an diesem Beispiel wieder zeigt, wie wichtig ein Umweltdezernent für die Stadt Bielefeld ist.

Artikel vom 11.09.2006