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Podolski Gewinner der Woche

DFB-Auswahl hakt den Kantersieg in San Marino ganz schnell ab

Serravalle (dpa). Als die deutschen Rekordjäger gestern Mittag ihre Dienstreise in Frankfurt beendeten, war das 13:0 beim Fußball-Zwerg San Marino nur noch ein Eintrag in die Geschichtsbücher.
Lange Auswertungen oder gar Feierstunden nach dem zweithöchsten Sieg in der 98-jährigen Länderspiel-Geschichte hatte es an der italienischen Adria nicht gegeben. »Ich telefoniere nach der Champions-League-Woche nochmals bei den Spielern durch«, kündigte Bundestrainer Joachim Löw nach der Landung an.
Für ihn war die Anzahl der Treffer in Serravalle ohnehin zweitrangig: »Ob 11, 12 oder 13 - das spielt keine Rolle. Wichtig war, dass die Spieler permanent nach vorne spielen.« Gewinner der Woche war Lukas Podolski, der nach seinem 1:0-Siegtor gegen Irland nun gleich vier Mal traf und damit auch Münchens Trainer Felix Magath in Zugzwang brachte. »Poldi« will endlich auch beim FC Bayern in die Startelf.
Die Erkenntnisse aus dem Scheibenschießen gegen den 191. der Weltrangliste hielten sich für Löw in überschaubaren Grenzen. Die entscheidende war: »Die Spieler sind mit Spaß und Freude bei der Nationalmannschaft.« Ausbaden mussten das in der EM-Qualifikation die Feierabend-Fußballer von San Marino. Die »Spaßgesellschaft« zeigte erst kurz vor dem Ende der Torejagd - nur bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm hatte ein DFB-Team beim 16:0 gegen Russland höher gewonnen - Zurückhaltung.
Als der WM-Dritte beim Stand von 12:0 in der Schlussminute auch noch einen Elfmeter zugesprochen bekam und die deutschen Fans im »Stadio Olimpico« lautstark Jens Lehmann als Schützen forderten, verhinderte die flehende Bitte der gegnerischen Spieler um Fairplay den totalen Frust der San Marinesen. »Das war toll von Jens Lehmann, es hatte ja so schon gereicht«, kommentierte Verteidiger Simone Bacchiocchi den Verzicht des deutschen Keepers auf den finalen Schuss vom Punkt. »Ich hatte schon vorher ein mulmiges Gefühl, das hat etwas von Demütigung, wenn ein Torwart nach vorn läuft und auch noch den Elfmeter schießt«, sagte Lehmann selbst.
So sammelte das Löw-Team selbst beim demoralisierten Kontrahenten noch Anerkennung, auch wenn Trainer Giampaolo Mazza aus Frust über die höchste Pleite in der Fußball-Historie San Marinos die Pressekonferenz schwänzte. »Es war trotzdem der größte Tag für uns«, bemerkte Bacchiocchi, der Miroslav Klose aufhalten sollte. Doch der Bremer war in seinem Torhunger ebenso wenig zu stoppen wie die weiteren Schützen Schweinsteiger, Schneider, Michael Ballack, Stuttgarts Reservist Thomas Hitzlsperger (doppelte Tor-Premiere) und Manuel Friedrich (erstes Länderspiel-Tor). Doppel-Torschütze Klose hat mit 33 Treffern jetzt den großen Fritz Walter erreicht und ist auf Rang neun in die Top Ten der deutschen Torjäger vorgestoßen.
Löw richtete seinen Blick ohnehin schon auf die nächste EM-Aufgabe am 11. Oktober: »Beim nächsten Treffen werden wir ganz gezielt auf das Slowakei-Spiel hinarbeiten.« Das Freundschaftsspiel vier Tage zuvor gegen Georgien ist nur Einstimmung. »Es gibt noch einiges zu verbessern wie Kompaktheit und Pressing«, betonte Löw auch nach dem 13:0.

Artikel vom 08.09.2006