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B-Probe entlastet
Sprinterin Jones

Wende im Fall der Olympiasiegerin

Los Angeles (dpa). Im Doping-Fall der Sprint-Olympiasiegerin Marion Jones hat es eine Wende gegeben. Die Analyse der B-Probe bestätigte das positive Ergebnis des A-Tests nicht und entlastet die 30 Jahre alte US-Amerikanerin vom Vorwurf des Blutdopings mit EPO.Erleichterung bei Marion Jones: Die B-Probe war negativ.Foto: Reuters

»Marion Jones kann zurecht empört sein«, kritisierte gestern Helmut Digel, Vizepräsident des Leichtathletik-Weltverbandes, die öffentliche Vorverurteilung seit Bekanntwerden des A-Resultats. »Wir müssen sie nun als saubere Athletin betrachten.« Voraussichtlich wird Marion Jones, die beim World Athletics Final am Wochenende in Stuttgart startberechtigt ist, nun Schadensersatz in Millionen-Höhe geltend machen.
Knapp zehn Wochen nach ihrem positiven Test bei den Landesmeisterschaften gab die US-Anti-Doping-Agentur jetzt Entwarnung. In ihrer B-Probe sei kein EPO gefunden worden. Bei einer positiven B-Probe wäre sie mindestens zwei Jahre gesperrt worden. »Ich bin absolut ekstatisch. Ich habe immer gesagt, dass ich nie leistungssteigernde Mittel genommen habe«, kommentierte Jones die Nachricht: »Ich bin froh, dass ein wissenschaftlicher Test nun diese Tatsache bewiesen hat. Nun kann ich es kaum noch erwarten, wieder laufen zu können.«
Die B-Probe wurde im Labor der University of California in Los Angeles untersucht. Dort war auch die A-Probe analysiert worden. Der EPO-Test ist jedoch seit langem umstritten. Dem gebürtigen Kenianer Bernard Lagat, Olympia-Zweiter über 1 500 m, war es 2003 ähnlich wie jetzt Jones ergangen. »Bei EPO gab es Abweichungen zwischen A- und B-Probe, die etwa bei einem Prozent der Fälle liegt«, sagte Wilhelm Schänzer, Leiter des Doping-Analyselabors in Köln. Trotz der Entlastung in diesem Fall scheint Jones' Absturz in Raten nur vorübergehend gestoppt zu sein. Auch in die Affäre um das Betrugslabor Balco war sie verwickelt, ohne je angeklagt oder überführt worden zu sein. Balco-Gründer Victor Conte hatte in einem TV-Interview zugegeben, er selbst habe Marion Jones mit Dopingmitteln versorgt und gesehen, wie sie sich Wachstumshormone gespritzt habe.
Vor allem ihre Beziehungen zu überführten Dopingsündern nähren immer wieder Zweifel. Ihr ehemaliger Ehemann, Kugelstoßer C.J, Hunter, wurde gleich vier Mal positiv getestet. Er hatte ausgesagt, ebenfalls Zeuge gewesen zu sein, wie sich Marion Jones Dopingmittel injiziert habe. Zudem wurde der Vater ihres Sohnes, Ex- 100-m-Weltrekordler Tim Montgomery, Ende 2005 wegen Dopings zwei Jahr suspendiert.

Artikel vom 08.09.2006