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Zwanziger ohne
Gegenstimme

Er ist jetzt alleiniger DFB-Präsident

Frankfurt/Main (dpa). Theo Zwanziger hat gleich nach seiner beinahe einstimmigen Wahl zum mächtigsten Mann im deutschen Fußball auch seine erste Kraftprobe als neuer DFB-Präsident souverän bestanden.
Mit einem eindringlichen Appell animierte der nach dem Rückzug von Gerhard Mayer-Vorfelder alleinige DFB-Chef die insgesamt 256 Delegierten des Außerordentlichen DFB-Bundestages zur Verabschiedung der lange heftig umstrittenen Regionalliga-Reform.
Der 61-Jährige verhinderte somit eine Zerreißprobe zwischen Profi-Clubs und Amateurverbänden und bescherte sich selbst einen reibungslosen Start ins Präsidentenleben. »Irgendwann muss man den Knoten durchschlagen«, forderte Zwanziger vor der mit Spannung erwarteten, letztlich aber eindeutigen Abstimmung über die nun 2008/09 kommende eingleisige dritte Liga.
Schon zuvor hatte im Saal »Harmonie« des Frankfurter Congress Centers große Einstimmigkeit geherrscht. Keine Gegenstimme und nur eine Enthaltung musste Zwanziger bei seiner erwarteten Wahl zum zehnten Vorsitzenden in der 106-jährigen DFB-Geschichte registrieren. Der promovierte Jurist erreichte damit 99,6 Prozent. »Ich werde alles, was in meiner Macht steht, tun, um dem Fußball zu dienen«, sagte Zwanziger in einer kurzen Dankesrede, in der er auch die Verdienste seines bisherigen Amts-Kollegen und einstigen Rivalen Mayer-Vorfelder hervorhob.
Mit der Wahl endete die seit 2004 währende DFB-Doppelspitze und die insgesamt fünfjährige Amtszeit von »MV«, der vor zwei Jahren den Versuch, ihn damals los zu werden, gerade soeben noch überstand. Als Kompromiss wurde die »Doppelspitze« erfunden. »Ich werde heute gehen, aber ich werde unter Euch sein. Das ist keine Drohung«, sagte Mayer-Vorfelder.
Mit der Annahme des erst am Abend zuvor ausgehandelten Kompromissvorschlags zur so genannten Spielklassenstrukturreform folgten die Delegierten ihrem Präsidenten. Ein Antrag des Württembergischen Fußball-Verbandes zur Vertagung wurde abgeschmettert. Die eingleisige 3. Liga mit 20 Mannschaften und maximal vier Reserveteams der Profivereine sowie drei darunter angeordneten Regionalligen wurden mit nur 27 Gegenstimmen beschlossen. »Wir sollten den Weg gehen. Nochmal zu verschieben, wird uns nicht in eine bessere Ausgangslage bringen«, sagte Zwanziger.
Zustimmung erhielt er von allen Seiten. Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde live aus Berlin eingeblendet und gratulierte. Auch Franz Beckenbauer lobte den neuen DFB-Chef: »Theo Zwanziger ist der geborene Leader. Er hat den Laden im Griff.« Sogar aus dem Profilager, keineswegs die Hausmacht von Zwanziger, gab es Komplimente: »Es ist eine gute Entscheidung. Damit erhält der DFB einen exzellenten Präsidenten«, sagte Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern.
Zwanziger und WM-Organisationschef Beckenbauer zogen eine positive WM-Bilanz. Der DFB-Präsident kündigte einen Überschuss an. Nahezu 100 Prozent verkaufte Eintrittskarten und Einsparungen im Sicherheitsbudget würden dem DFB eine »Schwarze 1, 2 oder 3« im Etat bescheren.

Artikel vom 09.09.2006