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Haas verzweifelt an
der »Ballmaschine«

Dawidenko beendet den Traum vom Halbfinale

New York (dpa). Nikolai Dawidenko hat Thomas Haas brennende Füße und Oberschenkelkrämpfe beschert Ñ aber nicht den ersehnten ersten Halbfinal-Einzug bei den US Open. Das tragische Aus gegen den Tennisprofi aus Russland wird Haas in Körper und Kopf noch einige Tage lang quälen.

Der dritte Fünf-Akter in vier Tagen und fast zehneinhalb Stunden Tennis waren am Ende zu viel für den Hamburger, der in seinem zweiten Viertelfinale in New York lange wie der Sieger aussah.
»Dawidenko ist wie eine Ballmaschine. Er macht nicht nur mich verrückt, sondern auch die Zuschauer. Wenn er in Schwung kommt, trifft er die Ecken und Winkel. Ich konnte mein Niveau nicht aufrecht erhalten«, klagte Haas nach dem 3:45 Stunden langen Drama, das für ihn trotz einer 2:0-Satzführung mit 6:4, 7:6 (7:3), 3:6, 4:6, 4:6 verloren ging.
»Am Ende ging es nur um die Physis. Ich bin einfach sehr platt. Ich habe alles gegeben und lag knapp daneben«, sagte Haas und trug die Niederlage äußerlich mit Fassung. »Ich habe mir die Chance gegeben, so weit zu kommen und muss hinnehmen, dass mein Traum vielleicht nicht in Erfüllung geht. Ich bin trotzdem zufrieden, wie das Jahr gelaufen ist«, sagte der 28-Jährige und erkannte die Leistungssteigerung des Weltranglisten-Sechsten fair an.
Dawidenko trifft in der Vorschlussrunde am Samstag wie erwartet auf Titelverteidiger Roger Federer, der mit seinem zehnten Grand-Slam-Halbfinale nacheinander den Rekord von Ivan Lendl einstellte. Der Schweizer hatte beim 7:6 (9:7), 6:0, 6:7 (9:11), 6:4 über Lokalmatador James Blake immer dann ungewohnte Mühe, wenn Satz und Sieg greifbar waren. Federer gab erstmals im Turnierverlauf einen Durchgang ab. Im zweiten Semifinale trifft der Amerikaner Andy Roddick auf Michail Juschni. Zum zweiten Mal nach 2001 stehen zwei Russen im Semifinale von Flushing Meadows.
Haas blieb dies nach den hauchdünnen Tiebreak-Siegen über den Amerikaner Robby Ginepri und den Russen Marat Safin verwehrt. Dabei sah es zunächst so aus, als könnte sich Haas gegen Dawidenko für das deprimierende 5:7, 0:6, 0:6 bei den French Open 2005 revanchieren. »Ich hätte in drei Sätzen verlieren können«, sagte Dawidenko. »Und er hätte im letzten Satz nochmal zurückkommen können. Ich hatte Glück, bei 5:4 meinen Aufschlag durchzubringen.« 2:5 lag Haas zurück. Nach abgewehrtem Matchball und Rebreak zum 3:5 scherzte er in scheinbarer Verzweiflung mit dem Physiotherapeuten, während er sich durchkneten ließ. Nach dem 4:5 besaß Haas zwei Breakbälle zum Ausgleich, doch er brachte die Aufschläge nicht zurück.
Als letzte deutsche Teilnehmerin verabschiedete sich Anna-Lena Grönefeld. Mit dem Tschechen Frantisek Cermak gab es im Mixed-Viertelfinale ein 3:6, 4:6 gegen ihre letztjährige Doppelpartnerin Martina Navratilova und Bob Bryan (USA). Die bald 50-jährige Navratilova war zuvor im Doppel ausgeschieden und verabschiedet sich in New York ebenso wie Andre Agassi vom Tennis.
Im Damen-Halbfinale gewann Justin Henin-Hardenne (Belgien) 4:6, 6:4, 6:0 gegen Außenseiterin Jelena Jankovic (Serbien). Das zweite Spiel bestritten Amelie Mauresmo (Frankreich) und Maria Scharapowa (Russland).

Artikel vom 09.09.2006