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150 alte Sorten stehen zur Auswahl

Hans-Joachim Bannier öffnet seine Apfelplantage donnerstags für interessierte Besucher

Von Elke Wemhöner und Hans-Werner Büscher (Foto)
Gadderbaum/Dornberg (WB). Rot leuchten die Äpfel der Sorte »Prinz Albrecht« im grünen Laub. Im Sortengarten von Hans-Joachim Bannier an der Dornberger Straße/Ecke Holundergrund sind die Früchte von 150 alten Apfelsorten reif.

Jetzt im September und im Monat Oktober können Freunde der knackigen Frucht jeweils donnerstags zwischen 14 bis 18 Uhr die heimischen »Exoten« probieren und kaufen. Gegen 15 Uhr gibt es eine Führung über das Gelände, dass der Obstfachmann vor zehn Jahren zum Sortengarten umgewandelt hat.
Jede Sorte ein Fall für sich, mit eigenem Aroma, unterschiedlich festem Fruchtfleisch. Hans-Joachim Bannier hat sie in den vergangenen Jahren in ganz Ostwestfalen und auch bei Besuchen andernorts aufgespürt, Reiser mitgenommen und einen besonderen Garten angelegt. 300 Sorten, meint er nach kurzem Nachdenken, habe er bereits beisammen. Die älteste ist der Edelborsdorfer, den es seit 800 Jahren gibt.
Im Handel sind die alten Sorten nicht zu bekommen. Nur noch 20 Sorten kultiviert der Obstbau heute, in den Läden liegen nur drei bis vier verschiedene Sorten in den Kisten. Diese Reduzierung hat seine Gründe in der Vermarktung. Die Früchte aus Banniers Garten - selbstverständlich nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt - gibt's noch nicht einmal in Öko-Läden. »Die Verkäufer und Verkäuferinnen kennen die alten Sorten nicht, und dann zögern auch die Kunden.« Die Auszeichnung nach Sorte, Geschmack und Fruchtigkeit ist vielen Händlern wohl zu umständlich.
Das war im 19. Jahrhundert, der Blütezeit des Apfelbaums, ganz anders. Mehr als 1 000 Sorten gab es zur Hochzeit - der Obstbaum war ein einträgliches Geschäft. »Damals war der Apfel etwas Besonderes. Eine Kiste ausgesuchter Früchte galt als wertvolles Geschenk, erzählt Bannier. Man entdeckte den Apfel als nahrhaftes, gesundes Lebensmittel, und per Verordnung der Regierung wurden Obstplantage angelegt.
Heimische Apfelbaum-Besitzer von heute könnten sich unter solchen Voraussetzungen 2006 ein schönes Zubrot verdienen. Zumindest in Ostwestfalen hängen die Bäume voll - das ist im Münsterland schon wieder ganz anders.

Artikel vom 07.09.2006