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Ebenerdig unter die Dusche

Flach ist modern: »Bette Floor« macht den Fliesenlegern Konkurrenz

Von Bernhard Hertlein
Delbrück (WB). Immer mehr Deutsche gehen zur Körperpflege lieber unter die Dusche als in die Badewanne. Schon liegt der Anteil der Duscher nach Angaben von Fritz-Wilhelm Pahl, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Firma Bette in Delbrück, bei 60 Prozent. Im Trend liegen dabei Duschen, die ebenerdig betreten werden können.

Bislang war der Bau der ebenerdigen Duschflächen ein Privileg der Fliesenleger. Von Oktober an aber gibt es ein Konkurrenzprodukt: Die Mannschaft des Ehrenpräsidenten der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen entwickelte in der Rekordzeit von nur acht Monaten »Bette Floor« -ĂŠeine Duschfläche aus emailliertem Stahl, die ohne Höhenunterschied in den Badezimmerboden eingebaut werden kann. Selbst bei Renovierungen sei dies möglich, wenn auch, so räumt Pahl ein, oft mit einem höheren Aufwand.
Der Trend zur Flachheit ist auch bei Bette schon längere Zeit zu spüren. »Die Duschwannen mit der geringsten Tiefe von 3,5 Zentimentern erzielten bei uns die größten Zuwachsraten«, sagte Pahl. Bodengleiche Duschen vergrößerten den Raumeindruck. Allerdings gebe es bei Fliesen nach einiger Zeit ein Hygieneproblem: »Das können wir bei emailliertem Stahl ausschließen.«
Während 97 Prozent aller sonstigen Bette-Wannen weiß sind, glaubt Pahl bei den Duschflächen an eine Renaissance der Farbe. Zum Start wird Bette Floor in 21 Farben, die sich an modernen Fliesen orientieren, und in acht Abmessungen angeboten. Sonderfertigungen etwa für größere Hotels sind jedoch möglich.
Das traditionelle Bette-Programm umfasst bereits 500 unterschiedliche Dusch- und Badewannen. Dazu kommen Waschbecken, die für den Markenanbieter Alape hergestellt werden. Stets befinden sich 100 000 gepresste und ebenso viele schon emaillierte Wannen in einem Gesamtwert von sechs Millionen Euro auf Lager. Dieser große Aufwand ist nach Angaben Pahls notwendig, um immer lieferbar zu sein: »Die Lieferfristen werden ständig kürzer.«
Bette hat in den vergangenen Jahren viel Geld und Know-how in die Automatisierung investiert. Die Zahl der Mitarbeiter in der Produktion sank seit Mitte der neunziger Jahre von 200 auf 130. Gleichzeitig baute das Unternehmen jedoch viele neue Arbeitsplätze in Entwicklung, Marketing und Vertrieb auf, so dass sich die Belegschaft insgesamt auf 280 erhöhte. Der Umsatz stieg im gleichen Zeitraum um 30 Prozent auf 61,2 Millionen Euro; 48 Prozent werden im Ausland eingenommen. Größtes Exportland ist England.
Durch die Automatisierung gingen in Delbrück vor allem einfache Arbeitsplätze verloren. Nicht jeder ließ sich auf einen Computerjob umschulen. Knapp ein Dutzend weiterer Stellen könnte mit relativ geringem Aufwand ebenfalls wegrationalisiert werden. Pahl aber, der sich hier in der sozialen Verpflichtung sieht, will die Jobs noch möglichst lange erhalten.

Artikel vom 07.09.2006