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Eigendynamik abwarten

Oberligisten TSG und TuS 97 ermitteln »Stadtmeister«


Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Gemütlichkeit wird im Nachbarkreis groß geschrieben. Heute Vormittag treffen sich die Lipper Jörg Harke und Torhüter Thorsten Lehmeier zum gemeinsamen Frühstück. Erst am Abend sind der Trainer der TSG Altenhagen-Heepen und der Torhüter des TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck bestrebt, sich gegenseitig die Butter vom Brot zu klauben.
»Vielleicht schaffe ich es ja, ihm ein paar Bier einzuschenken,« schmunzelt Harke; wohl wissend: Ein Lehmeier in Topform wird es seiner Mannschaft im Ortsderby der Handball-Oberliga (20 Uhr, Seidensticker Halle) »sehr, sehr schwer machen.«
Mit kessen Sprüchen in Richtung gegnerischem Lager hält sich Harke vornehm zurück. »Ich bin in Bad Meinberg ein bisschen außen vor, was in Bielefeld so vor sich geht. Ich bleibe ganz ruhig. Es reicht, wenn ich meine eigenen Leute heiß mache.« Das gewisse Kribbeln bei den Spielern hat er natürlich längst gespürt. »Die Jungs reden doch seit einer Woche nur noch von diesem Spiel. Das ist ansteckend.«
Glaubt man Frank Brennecke, dem Sportlichen Leiter des TuS 97, war das in Jürmke bis gestern nicht so. »Dieses Spiel kommt für uns ein bisschen zu früh,« bedauert er und macht »leichte Vorteile« bei der TSG aus. »Deren erste Sieben ist eingespielter als unsere. Dafür ist unser Kader ausgeglichener in der Breite besetzt. Wir müssen abwarten, was die Partie für eine Eigendynamik erhält. Es kann alles passieren. Ich schätze die Chancen 50:50 ein.« Mit der Prophezeiung, dass »Torhüter und Rückraum den Ausschlag geben.«
Alle Fans dürfen sich schon mal als Gewinner wähnen. Sie werden einem »interessanten, offensiven Spiel zweier begeisterungsfähiger Mannschaften« (Brennecke) beiwohnen. Sowohl Harke als auch Brennecke erwarten einen Schlagabtausch mit offenem Visier. »Beide kennen sich zu gut. Da ist es kaum möglich, in die Trickkiste zu greifen«, meint der TSG-Coach. Die 97er würden sich jedenfalls wie gehabt »nicht vom Gegner abhängig machen, sondern darauf konzentrieren, das eigene Spiel durchzuziehen. Es wäre Blödsinn, sich zu verstellen«. Das klappte in der Vergangenheit so gut, dass die letzte TuS 97-Niederlage in einem Meisterschaftsspiel datiert ist auf den 13. März 2005.
Brenneckes Rechnung geht über die heutige Partie hinaus. »Wenn wir bis zu den Herbstferien einen Start mit 6:4 Punkten hinkriegen könnten, wäre das normal bis gut; alles darüber hinaus fantastisch.«
Dass TSG-Regisseur und »Abwehrchef Falk von Hollen ausgerechnet in diesem reizvollen Treffen gegen frühere Mitspieler wohl pausieren muss, schmerzt neben dem Knie doppelt. »Ich habe aber festgestellt, dass man auch auch von der Bank auf die Mannschaft einwirken kann,« gewinnt er der vertrackten Situation auch eine gute Seite ab. »Ich werde versuchen, in der Abwehr mitzudenken und die Jungs so richtig heiß zu machen und zu motivieren.« Jörg Harke hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass von Hollen die Atmosphäre so begeistert, um sich wenigstens für Kurzeinsätze zur Verfügung zu stellen. »Er versteht es, ein Spiel zu beruhigen.«
Egal, wie's ausgeht - Frank Brennecke erinnert daran, dass »jedes Team eine zweite Chance« erhalte. Drum merke: Das Rückspiel kommt bestimmt . . .

Artikel vom 08.09.2006