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Das Rennen ist Nebensache

Am Sonntag klärt Michael Schumacher über seine Zukunft auf

Monza (dpa). Rekordweltmeister Michael Schumacher haben die heißen Diskussionen um seine Zukunft kalt gelassen.

Mit der zweitbesten Zeit im zweiten Training zum Großen Preis von Italien bewies der Ferrari-Pilot den Tifosi im »Königlichen Park« erneut seine Klasse und gewann das erste Kräftemessen des Wochenendes mit seinem Titelrivalen und WM-Spitzenreiter Fernando Alonso deutlich.
Die Gerüchte um einen bevorstehenden Rücktritt zum Saisonende, der nach dem Rennen an diesem Sonntag (Start: 14 Uhr/RTL und Premiere) verkündet werden soll, scheinen ihn eher zu beflügeln als zu lähmen. In 1:23,138 Minuten auf der 5,793 Kilometer langen Strecke war Schumacher 1,439 Sekunden schneller als Renault-Pilot Alonso (1:24,577) als Achter.
»Wir haben uns gut vorbereitet. Deshalb ist das nicht überraschend«, sagte der Kerpener über den guten Ferrari-Eindruck, den Teamkollege und Istanbul-Sieger Felipe Massa als Dritter festigte. Den Abstand zu Alonso mochte Schumacher nicht überbewerten: »Man kann davon ausgehen, dass Renault sich nicht in die hinteren Punkteränge verabschiedet.«
Das Rennen auf dem Hochgeschwindigkeits-Kurs in Monza ist Schumachers letzte Chance, Alonso noch einzuholen. Der Spanier führt vier WM-Läufe vor dem Saisonende in der Fahrerwertung mit zwölf Punkten vor Schumacher, der nicht mehr aus eigener Kraft Weltmeister werden kann.
Bester in beiden Trainingsläufen war Sebastian Vettel (19). Der Heppenheimer fuhr in der ersten Einheit 1:23,263 Minuten, am Nachmittag verbesserte sich der Testpilot im BMW-Sauber auf 1:22,631 Minuten und lag damit 0,507 Sekunden vor Schumacher. Vettel hatte schon vor zwei Wochen beim Grand Prix in Istanbul bei seinem Einstand mit der Trainingsbestzeit überrascht.
»Das zeigt, dass er trotz seines Alters für die Aufgabe gerüstet ist«, meinte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. Beeindruckt war Vettel aber von seinem fast doppelt so alten Idol Schumacher: »Uns Junge steckte er noch in den Sack.«
Als Schumacher zum Training in die Ferrari-Box kam, konnte er die großen Plakate auf der Gegentribüne nicht übersehen. »Schumy + Ferrari = ewige Liebe« stand auf einem großen roten Transparent. Daneben hing ein Tuch mit dem Schriftzug »Wir haben Geschichte geschrieben - Danke Schumi«.
Dabei steht offiziell noch gar nicht fest, was Schumacher nach dem Rennen mitzuteilen hat. Er schweigt sich aus. Nach dem Grand Prix will das Ferrari-Team bekannt geben, mit welchen Piloten es 2007 fährt. Der Finne Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) gilt als sicherer Neuzugang. Zweiter Fahrer könnte Massa bleiben.
Schumacher zieht sein Programm vor seinem möglicherweise letzten Auftritt als Rennfahrer auf europäischem Boden in gewohnter Manier durch. Es falle ihm nicht schwer, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, versicherte er. »Im Briefing herrscht Business as usual«, sagte der siebenmalige Weltmeister. Irgendwann werde dann auch die Mitteilung gemacht, »die wir so gelegt haben, dass sie uns am allerwenigsten stören wird, weil wir mitten im WM-Kampf sind, was Priorität hat.« RTL wird sie am Sonntag live übertragen, dafür sogar das laufende Programm unterbrechen.

Artikel vom 09.09.2006