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Diesseitiges und Jenseitiges
im Himmel und auf Erden

Erste Ausstellung zur Entwicklung des Kirchenkreises

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio«, lässt William Shakespeare seinen Hamlet sagen. »Zwischen Himmel und Erde« - so ist auch der Titel der Ausstellung im Historischen Museum über die »Evangelische Kirche und die Moderne in Bielefeld«. Sie wird am 15. Oktober eröffnet.

Die Vorbereitungen dafür dauerten Jahre. Museumsleiterin Dr. Cornelia Foerster: »Ich bin durch alle Gemeinden gereist, um deren Geschichte zu erfahren und Exponate zu entdecken.« Viele Dinge seien vergleichsweise unscheinbar, würden aber viel »erzählen«. Als Beispiel nennt sie eine Bibel mit einem gestickten Schonbezug, zu sehen sein werden aber auch Klingelbeutel, Fotos und Berichte über die Sennetreffen oder liturgische Gerätschaften, die der Bielefelder Künstler Wolfgang Tümpel geschaffen hat.
Cornelia Foerster erklärt, dass die Kirche im 19. Jahrhundert auf tiefgreifende gesellschaftliche Umbrüche habe reagieren und ihren Platz neu bestimmen müssen. Die ländliche Bevölkerung habe zunächst mit Abwehr auf Aufklärung und Rationalismus reagiert. In der Erweckungsbewegung um Pfarrer Johann Heinrich Volkening in Jöllenbeck schlossen sich viele Menschen zu Kreisen zusammen, die eine gefühlsbetonte Frömmigkeit gelebt hätten. Ihr Engagement für Hilfsbedürftige habe sich in den Werken der Diakonie fortgesetzt: dem Rettungshaus für »verwahrloste« Kinder, der Keimzelle des späteren Johanneswerkes, und der Anstalt für Epileptische, aus der die von Bodelschwinghschen Anstalten hervor gingen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden neue Kirchen für die wachsende Bevölkerung gebaut. Die Sonderausstellung stelle erstmals die Entwicklung des evangelischen Kirchenkreises Bielefeld dar. Geschildert werde das Gemeindeleben, aber auch zum Beispiel die Veränderungen, denen sich der Beruf des Pfarrers stellen musste.
Ein Anliegen sei es gewesen, so Cornelia Foerster, die Ausstellungsbesucher auch in die andere, die nicht-materielle, eben die himmlische Dimension zu entführen. Mit einer Ballettinszenierung »Himmelerde« von Theater-Choreograph Gregor Zöllig, die in Videosequenzen gezeigt werde, sei das - hoffentlich - gelungen. Zudem arbeite man viel mit Farben, um die Exponate - Cornelia Foerster: »Nichts ist davon so prunkvoll wie etwa in der katholischen Kirche« - eindrucksvoll präsentieren zu können. Unterstützt wurde Cornelia Foerster von dem Historiker Ulrich Althöfer und einer Arbeitsgruppe der Universität, die eine Publikation zur Ausstellung erarbeitet hat.
Zudem gibt es ein Begleitprogramm, das vom Bibliodrama über »Kirchen-Kabarett« bis hin zum Krippenfiguren basteln reicht.

Artikel vom 07.09.2006