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Gammelfleisch in die EU

Verdächtiger Händler nahm sich das Leben


München/Brüssel (Reuters). Der Hauptverdächtige im neuen Gammelfleischskandal hat sich das Leben genommen. Der 74-Jährige Großhändler aus München erhängte sich gestern Morgen im Keller seiner Wohnung.
Der Skandal zieht immer weitere Kreise und erfasst mehrere EU-Staaten. Zugleich gibt es Hinweise, dass sich der Gammelfleisch- zu einem Lebensmittelskandal ausweitet. Nach Angaben der EU-Kommission könnte aus Bayern nicht nur ungenießbares Fleisch in acht Staaten der Europäischen Union geliefert worden sein, sondern offenbar auch verdorbenes Gemüse. Die Münchner Polizei bestätigte, dass bei dem Händler, der Selbstmord beging, jüngst auch 40 Tonnen veraltetes Gemüse gefunden worden seien.
Obwohl kein Abschiedsbrief vorliege, gebe es keine Zweifel daran, dass es sich um einen Freitod handele und dieser im Zusammenhang mit den Ermittlungen stehe, sagte der Leiter der Sonderkommission »Kühlhaus«, Josef Wilfling. Der Händler habe kurz vor der Pleite gestanden. Wegen des Ausmaßes des Skandals sollen die Ermittlungen auch nach dem Tod des Verdächtigen unvermindert weitergehen. Oberstaatsanwalt Franz Gierschik erklärte, es sei von Mittätern auszugehen.
Gestern entdeckten Fahnder laut Wilfling in Unternehmensräumen des Hauptverdächtigen weitere 60 Tonnen ungenießbares Fleisch und mehr als 40 Tonnen verdorbenes Gemüse. Die Firma habe 2500 Kunden beliefert, 50 davon im Ausland. Bezogen habe der Händler das Fleisch aus aller Welt, darunter Brasilien.

Artikel vom 07.09.2006