07.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bertelsmann macht Kasse

Musikverlag für 1,6 Milliarden verkauft - 14 Prozent mehr Umsatz

Von Edgar Fels
Gütersloh (WB). Europas größter Medienkonzern Bertelsmann verkauft seinen Musikverlag BMG Publishing, der die Rechte an Stars wie Christina Auguilera und Robbie Williams hält, an den französischen Konkurrenten Vivendi. Kaufpreis: 1,63 Milliarden Euro.

Mit dem Geld zahlt Bertelsmann einen Teil seines 4,5-Milliarden-Kredites zurück, mit dem das von der Familie Mohn geführte Unternehmen erst vor wenigen Monaten einen Börsengang verhindert hatte. »Wir sind sehr erfreut über die getroffene Vereinbarung«, sagte Bertelsmann-Vorstandschef Gunter Thielen gestern. Die Transaktion sei bereits von den Aufsichtsgremien beider Unternehmen genehmigt worden. Bertelsmann erwartet den Eingang des Kaufpreises noch in diesem Jahr.
Mit dem in New York ansässigen Musikverlag - immerhin der drittgrößte der Welt mit einem Katalog von einer Millionen Musikkompositionen - hatten die Gütersloher im vergangenen Jahr 371 Millionen Euro umgesetzt und vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen 81 Millionen Euro verdient, so viel wie nie zuvor in dieser Sparte.
Der Verkauf werde dennoch nur wenig Einfluss auf die Geschäftsentwicklung haben, da BMG Music Publishing (570 Mitarbeiter) nur für zwei Prozent des Konzernumsatzes stehe, sagte Bertelsmann-Finanzchef Thomas Rabe. Mit der Unternehmenssparte Sony BMG ist Bertelsmann weiterhin im Tonträgergeschäft vertreten.
Unterdessen feierten Vivendi und seine 100-prozentige Tochter Universal Music Group den Erwerb des Musikverlagsgeschäfts von Bertelsmann als »historischen Ankauf«. Beide Musikverlage zusammen kommen auf einen Marktanteil von etwa 25 Prozent.
Im Zuge dieses Verkaufs einigte sich Bertelsmann außerdem mit dem US-Konkurrenten Universal Music auf einen Vergleich im Streit um die Musiktauschbörse Napster. Bertelsmann zahlt Universal, der größten Plattenfirma der Welt, einen Betrag von umgerechnet etwa 47 Millionen Euro. Mehrere Firmen in den USA, darunter Universal, hatten gegen Bertelsmann eine Klage über 17 Milliarden US-Dollar angestrengt, weil die Gütersloher 2000 und 2001 die damals illegale Tauschbörse Napster mit einem Kredit über 80 Millionen US-Dollar unterstützt hatten. Die geplante Übernahme war allerdings gescheitert.
Das erste Halbjahr verlief für Bertelsmann erfreulich. »Wir sind mit Schwung in das Jahr gestartet«, sagte Vorstandschef Thielen. Der Umsatz kletterte von Januar bis Juni im Vergleich zum ersten Halbjahr 2005 um 14,5 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn vor Steuern und Zinsen legte um 8,9 Prozent auf 701 Millionen Euro zu. Der Konzerngewinn stieg aber nur leicht auf 339 von 330 Millionen Euro.
Bertelsmann kündigte gestern außerdem an, das Internet zu einem Schwerpunkt künftiger Geschäftspolitik zu machen. Thielen: »Wir wollen die Garagen-Unternehmer früh finden.« Bertelsmann stellt dafür 50 Millionen Euro zur Verfügung. Wirtschaft
S.4: Kommentar

Artikel vom 07.09.2006