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Die Miros haben
ein »Heimspiel«

Bielefelder Zwillinge bei der WM

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Die Bielefelder Zwillinge Juan und Zippan Miro (23) wollen heute bei ihrem »Heimspiel« dazu beitragen, dass die deutsche Nationalmannschaft bei der Fußball-WM der Menschen mit Behinderung den Gruppensieg schafft.
Zippan Miro hofft auf seinen Einsatz.Juan Miro möchte für Deutschland stürmen.
Dazu benötigt das Team von Trainer Willi Breuer einen Punkt aus dem letzten Vorrundenspiel gegen Russland (12 Uhr/WDR). Bei einer Niederlage in der SchücoArena droht das Aus, weil die Deutschen dann noch von Nordirland (gegen Japan) überflügelt werden könnten. Aber damit beschäftigen sich die Gastgeber nicht.
»Wir wollen gegen Russland gewinnen«, sagt Zippan Miro, der mit seinem Bruder Juan in der Kreisliga C für Union Vilsendorf stürmt und mit seiner Familie seit 2001 in Bielefeld lebt. Unweit der SchücoArena übrigens, die die beiden von den Bundesligaspielen des DSC Arminia kennen. »In diesem Stadion vor vollen Tribünen selbst aufzulaufen, wäre sensationell«, meint Zippan. Karten für Familie und Freunde haben die Brüder schon besorgt. Nun muss noch Trainer Breuer »mitspielen«. Zu dessen Stammelf zählen die beiden, die erst seit wenigen Monaten dem Nationalteam angehören, noch nicht. »Es ist ein Traum, in Bielefeld von Beginn an zu spielen«, sagt Juan Miro, »am liebsten Seite an Seite mit meinem Bruder.«
Die Miros sind gebürtige Kurden. Sie stammen aus Mossul im Irak, 1996 verließen sie ihre Heimat. Warum die fußballbegeisterten Zwillinge bei der WM mitspielen dürfen, ist einfach erzählt. »Die deutsche Sprache zu erlernen war schwierig«, erläutert Zippan Miro, »deswegen hatten wir auch schulische Schwierigkeiten.« Diese Erschwernisse ermöglichten das Mitwirken bei der WM der Behinderten. Eine große Sache will Zippan daraus nicht machen. Juan und er fühlen sich als vollwertige Fußballer, und so ist das auch: »Wir spielen mit elf Mann und der Ball muss ins Tor.«
Eine Ausbildung zum Verkäufer schloss er in Dortmund mit Erfolg ab, Bruder Juan hat das gleiche Ziel in Essen. Im Moment konzentrieren sie sich jedoch voll und ganz auf die WM. Um etwa mit dem ständig professionell trainierenden Turnierfavoriten England mithalten zu können, zog Willi Breuer die Zügel an. Juan Miro berichtet von »drei Einheiten täglich, das ist hart.«
Zur Partie heute reist die Mannschaft aus der Sportschule Kaiserau an, danach ist der Umzug nach Duisburg geplant. »Wir wollen noch lange im Turnier sein«, sagt Zippan. Eine leichte Verletzung soll ihn nicht davon abhalten, heute anzutreten. Im ersten Spiel gegen Japan spielte er sechs Minuten. Das reichte, um den Elfmeter zum 3:0 herauszuholen. Juan war gegen Nordirland (0:0) in der zweiten Hälfte dabei.
Die Miros gelten als schnell und wendig. Das fiel auch dem früheren Leverkusener Manager Reiner Calmund bei einem Besuch des Teams auf. Juan Miro berichtet, dass »Calli« voll des Lobes war: »Er hat gesagt: Ihr seid wirklich wie Odonkor.«

Artikel vom 07.09.2006