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Pferdehändler wegen Hehlerei verurteilt

Illegal Tiere verkauft - Gericht erlässt Strafbefehl - Zivilprozess beim Landgericht Münster

Von Ernst-Wilhelm Pape
BadOeynhausen/Mün-
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(WB). Im Fall des bundesweiten illegalen Pferdehandels hat das Amtsgericht Warendorf den 37 Jahre alten Pferdehändler Ralf B. aus Ostbevern (Münsterland) wegen Hehlerei in drei Fällen verurteilt.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Münster wurde gegen den Pferdehändler ein Strafbefehl in Höhe von 4000 Euro erlassen. Legt der 37-Jährige dagegen bis zum 14. September Einspruch ein, kommt es zum Prozess.
Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer wird dem Händler zu Last gelegt, von der 30 Jahren alten Pferdehofbesitzerin Daniela G. aus Rosendahl drei Pferde gekauft und weiterveräußert zu haben, obwohl er wusste, dass es sich um illegale Geschäfte handelte.
Die Hofbesitzerin hatte gestanden, in 15 Fällen so genannte Beistellpferde ohne Genehmigung der Besitzer weiterverkauft zu haben. Bis zu zehn Tiere soll der jetzt verurteilte Händler erworben haben. Die Preise schwankten zwischen 100 und 5000 Euro.
Die alten oder kranken Tiere sollten auf dem Hof eigentlich ihr Gnadenbrot bekommen. Die 30-Jährige ist bereits im vergangenen Jahr vom Amtsgericht Coesfeld zu zwei Jahren Haft, ausgesetzt zur Bewährung, verurteilt worden. Ferner muss sie 400 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.
Nach Angaben von Rechtsanwältin Nina Wiemer (Hamm) sind auf dem Hof mehr als 30 Pferde spurlos verschwunden. Nicht alle geschädigten Pferdebesitzer, die vor allem aus Ostwestfalen-Lippe (Bad Oeynhausen, Borgholzhausen, Hüllhorst, Detmold, Harsewinkel, Langenberg und Beverungen), dem Münsterland, Bayern und Baden-Württemberg stammen, hätten Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die meisten Tiere beim Pferdeschlachter landeten. Wiemer vertritt 17 der geschädigten Besitzer. In 16 Fällen sei die Pferdehofbesitzerin in Zivilprozessen bereits zur Zahlung von Schadenersatz zwischen 200 und 5000 Euro verurteilt worden.
Eines der zunächst spurlos verschwundenen Tiere, der Wallach »Picasso« aus Bad Oeynhausen, war bei Pferdeliebhaber Michael W. in Garbsen bei Hannover wieder aufgetaucht. Der Händler hatte das Pferd am 12. Dezember 2004 für 4000 Euro nach Garbsen verkauft. Zudem hatte ein Tierarzt bescheinigt, dass das kranke Pferd kerngesund sei.
»Picasso« war am 3. Dezember 2004 von Landwirt Martin Pönnighaus der Hofbesitzerin kostenlos überlassen worden. Bereits am 4. Dezember war das Tier von dem Hof in Rosendahl verschwunden. Der neue Besitzer aus Garbsen hat den Pferdehändler bereits beim Amtsgericht Warendorf verklagt, da er sich arglistig getäuscht fühlt. Das Amtsgericht hatte Ralf B. in einem Zivilprozess zur Zahlung von 2500 Euro Schadenersatz verurteilt. Der Pferdehändler legte gegen das Urteil Berufung ein. Ein Termin für die Berufsverhandlung vor dem Landgericht Münster steht noch nicht fest.

Artikel vom 06.09.2006