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Natascha zeigt
ihr Gesicht

Interview heute Abend bei RTL

Wien (dpa). Ihr Schicksal beschäftigt seit zwei Wochen alle Welt. Nun zeigt sie erstmals ihr Gesicht. Natascha Kampusch, als Zehnjährige entführt, als junge Frau geflohen, erzählt in einem Fernsehinterview selbst von den Jahren im Verlies ihres Kidnappers.

Bei der Aufzeichnung des Interviews gestern erschien sie »ohne Sonnenbrille oder sonstige Verkleidung«, sagte ein Sprecher des Österreichischen Rundfunks ORF. Natascha Kampusch habe aber noch nicht entschieden, ob ihr Gesicht bei der Ausstrahlung des Interviews technisch verfremdet wird. Gemeinsam mit ihrem Medienberater und ihren Betreuern hat die 18-Jährige aus einem Fragenkatalog jene Themen ausgewählt, über die sie sprechen wollte.
Für das Gesicht der jungen Frau wurden Höchstpreise geboten: Internationale Medien hätten »sechsstellige Summen« zahlen wollen, heißt es in Wien, und manche seien bereit gewesen, jede Summe hinzublättern.
Gewonnen hat das Match der öffentlich-rechtliche ORF, am Zeitungsmarkt haben das Boulevardblatt »Kronen Zeitung« und die Info-Illustrierte »News« das Rennen gemacht. Das Gespräch wird heute um 20.15 vom ORF und um 21.15 Uhr vom deutschen Privatsender RTL in einem »Extra-Spezial« ausgestrahlt.
Das Interview soll etwa 20 Minuten dauern. Zusätzlich wird Moderatorin Birgit Schrowange Beiträge zum Hintergrund des spektakulären Entführungsfalls präsentieren. Natascha Kampusch war am 2. März 1998 als Zehnjährige auf dem Schulweg gekidnappt und von ihrem Entführer Wolfgang Prikopil mehr als acht Jahre in einem Haus bei Wien festgehalten worden.
Direkt im Anschluss wird Günter Jauch in »stern TV live« mit Nataschas Vater sprechen. Der Sender ARD hat Rechte zur Ausstrahlung für die Zeit nach Mitternacht erworben.
ORF-Reporter Christoph Feuerstein, der das Interview führte, sagte dass heikle Fragen ausgeschlossen blieben: »Für mich ist etwas ganz klar, dass ich sie sicher nicht über irgendwelche sexuellen Beziehungen fragen werde«.
Der Medienberater Kampuschs, Dietmar Ecker, hat nach eigenen Angaben 300 Anfragen für ein Exklusiv-Interview mit der jungen Frau erhalten. Zur Zeit lebt die 18-Jährige von Opfer- und Sozialhilfe. Die junge Frau will die Schule nachholen und eine Ausbildung absolvieren. Die beiden Blätter »Kronen Zeitung« und »News« sollen nun vertragsgemäß für die Ausbildung und die Wohnsituation der jungen Frau Sorge tragen. Die »Kronen Zeitung« soll ihr bereits eine Stelle auf Lebenszeit angeboten haben.

Artikel vom 06.09.2006