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Architektur-Visionen
einer humaneren Welt

»Modernism«-Ausstellung in Herford


Herford (man). Oben die Arbeitsplatte zum Zurechtschneiden der Zwiebeln, unten der Abfalleimer, der in das Möbel integriert ist: Was für die Menschen des 21. Jahrhunderts selbstverständlich ist, bedeutete vor 80 Jahren eine Revolution. Um den Aufbruch in die Moderne geht es in der kommenden MARTa-Ausstellung, die am 15. September um 18 Uhr eröffnet wird.
»Modernism - Designing a new world«: Diesen Titel trägt die Präsentation, von der sich die Verantwortlichen einen neuen Öffentlichkeitsschub erhoffen. Von 45 000 Besuchern geht die Museumsleitung aus. Erstmals zu sehen war die Präsentation im Victoria- und Albert-Museum in London. Anschließend reist die Moderne weiter nach Washington.
Wer in dem mehr als 400 Seiten umfassenden Katalog blättert, erkennt, wie umfassend die Ausstellung wird. Da werden Sequenzen aus Charlie Chaplins »Modern Times« zu sehen sein, da geht es um Freischwinger-Stühle, um Wohnsiedlungen - kurzum: um das gesamte Leben. Anknüpfungspunkte in die Gegenwart gibt es reichlich - so im Bereich der »Gesunden Körperkultur«, der den Bogen schlägt zum Nordic-Walking unserer Tage.
Mit Gesundheit, Platzökonomie und Funktionalität hat die »Frankfurter Küche« zu tun, die von der Innen-Architektin Grete Schütte-Lihotzki stammt. Jahrzehnte tat sie ihren Dienst in der Stuttarter Weißenhof-Siedlung, bis sie erst in London und jetzt in Herford erneut aufgebaut wird.
Stichwort Gesundheit: Zu den architektonischen Neuerungen gehörte die Trennung der Küche vom Rest der Wohnung. Das habe auch mit Hygiene zu tun, erläutert MARTa-Kuratorin Véronique Souben. Oft würden die Wohn-Siedlungen heute mit sozialer Kälte gleich gesetzt, ergänzt Pressesprecher Nils Vandré. Doch sei es den Architekten damals um eine humanere Welt gegangen.

Artikel vom 06.09.2006