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170 000 Fundstücke
verstauben in Kartons

Museum erhofft Zuschüsse für Ausstellungserweiterung

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). 170 000 Fundstücke, alle bei den Ausgrabungen an der Welle entdeckt, werden in Kartons in Magazinen verwahrt - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. »Das muss unbedingt anders werden«, sagt Dr. Cornelia Foerster, Leiterin des Historischen Museums, unterstützt von Kulturamtsleiterin Brigitte Brand, die als Archäologin selbst die zweijährigen Grabungen geleitet hat.

Schwerpunkt der Dauerausstellung im Historischen Museum sei die Industrialisierung, die Funde - die frühesten stammen immerhin aus der Zeit Karls des Großen, der von 800 bis 814 Kaiser war - zeigen ein »anderes Bielefeld«. Cornelia Foerster: »Das Bielefeld im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, Bielefeld als Stadt des Handels und des Kleingewerbes.« Sie würde gern Teile der Dauerausstellung verändern und ergänzen, um die wichtigsten Fundstücke zeigen zu können, aber: Das Geld fehlt.
Nach Schätzungen des Westfälischen Museumsamtes beliefen sich die Kosten auf 150 000 Euro. Cornelia Foerster: »Wir wollen nicht nur ein paar Vitrinen aufstellen, sondern die Zeit anschaulich machen.« Dazu gehöre auch, das früheste Stadtmodell Bielefelds den neuen Erkenntnissen anzupassen. Sie hat bereits im Frühjahr 2006 einen Antrag auf finanzielle Bezuschussung beim Kultursekretariat Wuppertal gestellt. In deren Projekt »Tiefenbohrungen«, das die vormoderne Arbeitswelt behandeln soll, würde der neue Dauerausstellungsteil exakt passen.
Die Funde seien bestens dazu geeignet, das Leben im mittelalterlichen Bielefeld zu verdeutlichen. Entdeckt wurden als herausragende Funde unter anderem eine Sonnenuhr, Gläser, Spielzeug, Tonpfeifen, Schlacken, Scherben, dazu gibt es Abgüsse von Tierspuren. Die Museumsleiterin ist überzeugt: »Die Funde würden ein andere Bild Bielefelds zeigen - es gab ein Leben vor der Ravensberger Spinnerei.«
Sie will vermeiden, dass die Funde für immer in den Magazinen verstauben - so, wie es nach Grabungen in Sieker passiert sei. Cornelia Foerster: »Viele Erkenntnisse von dort müsste man sich heute praktisch neu erarbeiten.«
Jetzt hofft sie auf eine Zusage des Kultursekretariates, um dann weitere Förderanträge, etwa beim Museumsamt oder beim Westfälischen Archäologiemuseum, stellen zu können: »Und vielleicht könnte auch die Stadt ein Drittel der Kosten beisteuern.«

Artikel vom 06.09.2006