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Indien drängt
zur Weltspitze

Zweiteilige Doku mit Claus Kleber

ZDF, 22.45 Uhr: Vom »heute journal«-Studio in eine hoffnungslos überfüllte Bahn in Bombay: Weil Nachrichtenmoderator Claus Kleber die Welt nicht immer »vom Tisch aus« erklären will, hat er sich erneut auf die Reise gemacht.

In seiner zweiteiligen Dokumentation »Indien - unaufhaltsam« mit Ko-Autorin Angela Andersen zeigt Kleber heute und morgen ein aufstrebendes Land zwischen uralten Bräuchen und moderner Technik, zwischen neuem Reichtum und Armut. Für die Reportage besuchte er etwa ein kleines Weber-Dorf im Süden, die Metropole Bombay oder die Sieben-Millionen-Stadt Bangalore. Der Beitrag präsentiert Indien als ein faszinierendes Land, das mit großer Dynamik und einem »nicht enden wollenden Optimismus« in Richtung Weltspitze drängt.
Im Fokus der Dokumentation stehen Wirtschaft und Globalisierung, Aufbruch und Aufschwung. Er habe hohe Leistungsbereitschaft und Ehrgeiz angetroffen und ein »unerschütterliches Selbstbewusstsein«, sagt der 51-Jährige. Der Zweiteiler schlägt auch kritische Töne an, zeigt Armut, Elend, soziale Zwänge und das starre Kastensystem. Die 27 Jahre junge Witwe Vijaya im Dorf Suripuram beispielsweise schafft es kaum, mit ihrer Weber-Handarbeit die drei Kinder zu ernähren. In ihrem archaischen Umfeld ist sie den »Sitten des Dorfes und dem Willen der Männer« ausgeliefert. »Sie hat keinen Anschluss an Indiens Boom«, beschreibt Kleber.
In den pulsierenden Metropolen trifft Kleber überall auf Tatendrang: In der Millionenstadt Bangalore blüht die Computerbranche. Hoch qualifizierte Ingenieure und IT-Spezialisten, die künftige Elite Indiens, wachsen hier heran. 170 000 junge Ingenieure verlassen jährlich Indiens Hochschulen. »China hat die Arbeiter, aber wir haben die Denker«, sagt ein Student voller Selbstvertrauen.
»Wir werden Europa und Amerika in einigen Jahren abhängen. Indien wird die Welt verändern«, gibt sich Unternehmer Subodh Sapra überzeugt vor der Kamera. Der Westen sei zu satt an der Spitze, meint Sapra, der für Indiens größten Industrie-Konzern, die Reliance Group, die Polyester-Produktion aufgebaut hat. Die kleinste dieser Polyester-Fabriken ist inzwischen zehn Mal größer als das deutsche Traditionsunternehmen Trevira, das von der indischen Gruppe gerade gekauft worden ist.
Beeindruckend seien auch die enormen Investitionen der Inder in die Zukunft und Bildung ihrer Kinder, betont ZDF-Anchorman Kleber. Von der einen Milliarde Inder seien etwa die Hälfte unter 25 Jahre alt. »Auch die Ärmsten stecken alles, was sie haben, in die Ausbildung ihrer Kinder, zunehmend auch für die Mädchen.«

Artikel vom 06.09.2006