05.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Beim Abschied dabei: Agassis Ehefrau Steffi Graf und Sohn Jaden Gil.

Spiel, Satz und letztes
Good-bye in New York

US Open: Agassis Traumkarriere endet mit Tränen

New York (dpa). USOpen-Sieger 2006 wird ein anderer, doch Andre Agassi ist der Champion der Herzen. Gefeiert von den Tennis-Fans, beklatscht von den Kollegen und trotz der Tränen im Reinen mit sich selbst, hat der 36-Jährige am Sonntag seinen großen Abschied bekommen.

Die Sympathien hat sich der Amerikaner in der zweiten Hälfte seiner zwei Jahrzehnte währenden Karriere erarbeitet - auf dem Tennisplatz und mit seiner wohltätigen Arbeit für Kinder. »Er ist im Tennis die wichtigste Persönlichkeit der vergangenen 20 Jahre«, sagte die ehemalige Weltranglisten-Erste Lindsay Davenport. »Andre hat unseren Sport cool und populär bei der jüngeren Generation gemacht. Er wird geliebt.«
Landsmann James Blake trat ihm zu Ehren in New York mit einem Hemd aus der Kollektion an, die Agassi 1992 trug. Benjamin Becker lobte ihn als Idol und als »einmalig«. Einst als ausgeflippter Tennis-Punk geltend, der in der Werbung das Image als das Wichtigste pries, ist Agassi zum Botschafter gereift. »Er hat das Geschäft irgendwann vor das Image gestellt«, sagte sein einstiger Dauerrivale Pete Sampras. John McEnroe, der Agassi gern als Chef des Profi-Tennis sähe, bezeichnete ihn gar als Philosophen.
In seiner letzten Pressekonferenz zeichnete der Ehemann von Steffi Graf mit teilweise geschliffenen Sätzen sein Weltbild eines mit Talent gesegneten Menschen, der erst dank anderer ist, was er ist, und so viel wie möglich zurückgeben möchte. Das hatte Agassi schon im Stadion mit seiner tränenreichen, ergreifenden Ansprache eindrucksvoll vermittelt. Seinen Kindern Jaden Gil und Jaz Elle wollte er danach erklären, warum auch ein Papa weint.
»Ich hatte 21 Jahre Zeit, diese Rede vorzubereiten. Mir sind 1000 Dinge durch den Kopf gegangen«, erklärte Agassi. Traurig sei er jedoch nicht gewesen. »Ich war überwältigt. Es war ein wunderbares Gefühl zusammen mit der Aufregung, was die Zukunft bringen wird.« Und das ist zunächst ganz einfach. »Wen interessiert, was ich tue? Ich werde aufwachen und mich nicht darum kümmern, wie es mir geht. Das wird toll sein«, sagte der seit Jahren von Rückenschmerzen gepeinigte Agassi. »Dann stelle ich mir vor, dass ich für lange Zeit jedes Mal dann etwas machen werde, wenn mich jemand um etwas bittet.«
Langeweile dürfte aber nicht aufkommen. In einem Monat gibt es eine Wohltätigkeits-Gala, bei der Agassi wieder einen zweistelligen Millionenbetrag sammeln will.

Artikel vom 05.09.2006