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IHK sorgt sich um den Nachwuchs

Kammerpräsident Herbert Sommer macht Werbung für die Ausbildung

Von Per Lütje (Text und Foto)
Löhne (LZ). Das Vorurteil, die Wirtschaft würde immer weniger ausbilden, will IHK-Präsident Herbert Sommer so nicht stehen lassen. »Es sind sogar 7 Prozent mehr als im Vorjahr.« Mit gutem Beispiel voran geht die Firma Bauformat, die im August zehn neue Lehrlinge einstellte.

Die Spitze der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld machte sich gestern vor Ort ein Bild von dem Küchenmöbelhersteller, der 337 Beschäftigte zählt, davon 24 Auszubildende. Obgleich die Ausbildungsquote hier überdurchschnittliche sieben Prozent beträgt, sei die Not auf dem Ausbildungsmarkt nach wie vor groß. »Dabei sind es immerhin 80 Prozent aller ausbildungsfähigen Betriebe, die auch tatsächlich ausbilden. Dabei werden vier von fünf Plätzen vom Mittelstand bereit gestellt«, sagte Sommer.
Bauformat-Geschäftsführer Carl-Helmuth Wegener machte deutlich, dass dem Unternehmen das größte Problem am Ende der dreijährigen Lehrzeit bevorstehe: »Wir können leider nicht alle übernehmen, so gerne wir das auch täten. In der Regel sind es etwa 70 Prozent.« Die Befürchtung, nicht alle Auszubildende anschließend auch einstellen zu können, so Sommer, würde viele Betriebe davon abhalten, Lehrstellen anzubieten. »Dabei ist es doch dreimal besser, einen jungen Menschen auszubilden und ihm so die Chance zu geben, auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein.«
Um vor allem kleine Firmen ins Boot zu holen, warb die IHK verstärkt für die Möglichkeit der Verbundausbildung. Zudem seien in der Vergangenheit viele bürokratische Hemmnisse abgebaut worden. »Auch wir sind mit gutem Beispiel vorangegangen, haben auf die Hälfte unserer Gebühren und damit auf 600 000 Euro verzichtet«, erklärte Herbert Sommer. An die Gewerkschaften gewandt appellierte er, dass diese sich flexibler zeigen müssten. »Es gibt junge Leute, die können kräftig anpacken, sind zuverlässig und für den Betrieb wichtig, haben es aber nicht so sehr mit der Mathematik.« Für sie wünscht sich Sommer eine Art Ausbildung ohne Theorie, die praktisch direkt als Produktionshelfer im Betrieb anfangen. »Das hat nichts damit zu tun, Tarifverträge unterwandern zu wollen.« Auch Claus-Helmuth Wegener pflichtete ihm bei: »Es kann nicht nur Häuptlinge geben. Wir brauchen auch Indianer.«
Das Thema Ausbildungsvergütung wurde ebenfalls angesprochen. »Gerade für kleine Firmen ist dies ein großer Kostenfaktor. Man sollte darüber nachdenken, ob es nicht Möglichkeiten gibt, Ausbildungsplätze, die über den eigenen Bedarf geschaffen werden, staatlich zu fördern«, regte der IHK-Präsident an.

Artikel vom 05.09.2006