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Einschalten und loslegen
Mit »Comfo home« ohne Umwege ins Internet - »Thin Client« statt PC
Pentium oder AMD-Prozessor, Nvidia- oder ATI-Grafkkarte, reichen 512 Megabyte RAM - oder darf's ein bischen mehr sein? Wer sich nicht mit solchen Fragen beschäftigen sondern einfach nur einen Brief tippen, eine E-Mail verschicken oder im Internet shoppen will, greift zum »Thin Client«, zum »dünnen Kunden«.Was bislang Firmenkunden mit vielen Computer-Arbeitsplätzen vorbehalten war, wollen BITel und Siemens Business Services (SBS) jetzt bei einem Modellversuch im Raum Bielefeld als »Comfo home« Privatkunden schmackhaft machen.
Der »Thin Client« ist kaum mehr als ein auf Ein- (Tastatur, Maus, Datenträger) und Ausgabe (Bildschirm, Drucker) beschränkter Computer ohne eigene Intelligenz (Anwender-Programme). Die steckt nämlich im entfernten Großrechner.
Damit ist das Gerät unempfindlich gegen Viren, Würmer und Trojanische Pferde, der Anwender muss sich nicht um Updates oder unverträgliche Software sorgen. Auch die Wartung der Geräte legt er in die Hand des Anbieters, der ihm Hard- und Software vermietet. Der lässt sich diese Dienstleistung gut bezahlen: BITel erhebt 249 Euro einmalige Einrichtungsgebühr und 49 Euro im Monat (oder 50 Euro einmalig / 59 Euro im Monat). Dafür gibt's einen 17-Zoll-TFT-Monitor, Tastatur, optische Maus und das »Comfo home«-Zugangsgerät (Box). BITel installiert die Geräte vor Ort und bietet Service rund um Internet und Telefon aus einer Hand. Voraussetzung für die Nutzung ist ein BITel-DSL- und -Telefonanschluss.
»Wer will schon Firewalls installieren, wenn er nur einen Gruß per E-Mail an seine Tochter schicken will? Wir wollen den Nutzern mit unserer Lösung aus einer Hand diese Sorgen künftig abnehmen«, sagt Alfred Kerscher, Geschäftsführer von BITel. Er sieht besonders Senioren als Zielgruppe.
Die Anwendungsprogramme liegen auf Servern, die sich im Rechenzentrum der BITel befinden. Jörn Roggenbuck, SBS-Presseabteilung, versichert, dass der Anwender dadurch keine Nachteile in Sachen Gechwindigkeit hat: Grundsätzlich dauere das Starten der Textverarbeitung einige Sekunden und sei ungefähr vergleichbar mit den Startzeiten auf einem PC mit lokal installierten Programmen.
»Comfo home« bietet Office-Funktionalität (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationen), E-Mail mit Adressbuch, Kalender, Web-Browser, Dateimanager, Bildbetrachter und Hilfsprogramme (z.B.: Komprimierung, PDF-Reader). Zusätzlich seien Web-Applikationen (z.B.: Routenplanung, Lexikon) durch vordefinierte Links direkt aufrufbar.
Jedem Benutzer stehen 500 Megabyte zur Ablage seiner persönlichen Daten zur Verfügung. Für künftige Premium-User sei dieses Volumen erweiterbar. Der Speicherplatz ist durch die Sicherheitssysteme auf den Servern geschützt. Die persönlichen Daten würden täglich gesichert. Der Zugriff auf die Daten ist nur über »Comfo home« möglich, nicht aber über einen PC (zum Beispiel am Arbeitsplatz).
An die Box können Geräte über USB-Schnittstelle angeschlossen werden, die dann als Wechseldatenträger erkannt werden. Dazu zählen unter anderem externe CD/DVD-Laufwerke, USB-Sticks, Speicherkarten und die meisten Digital Kameras. CD/DVD-Brenner werden nicht unterstützt. Wenn BITel und SBS im Raum Bielefeld erfolgreich sind, soll das Angebot bundesweit vermarktet werden.
»Knackpunkt« ist sicherlich der Preis: In weniger als einem Jahr hat man etwa soviel Geld bezahlt, wie Computer, Monitor und Software in der Anschaffung kosten. Und der »intelligente« PC beherrscht auch noch ein paar zusätzliche Tricks (Brennen, Spiele, etc.) - fordert aber auch mehr »Know How« ein. (tl)

Artikel vom 09.09.2006