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»Integration geht uns alle an«

Jugendmigrationsdienst besteht 25 Jahre - Investition in die Zukunft

Von Stefan Schöncke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Der Jugendmigrationsdienst »jmD« feiert sein 25-jähriges Bestehen. Ursprünglich als »Jugendgemeinschaftsdienst« 1949 zur Unterstützung heimatloser Kriegswaisen gegründet, leistet er heute einen wichtigen Beitrag zur Integration ausländischer Jugendlicher zwischen zwölf und 27 Jahren.

Die Leiterin des durch den Bund geförderten »jmD«, Barbara Bewer, beschreibt die Aufgaben der Institution ganz simpel: »Wir setzen da an, wo die Behörden nicht mehr helfen können.«
Jugendliche Migranten stehen nach Erhalt einer Aufenthaltsgenehmigung bei der Alltagsbewältigung häufig ganz allein vor vielen Fragen: Wo kann ich die deutsche Sprache lernen? Werden meine Qualifikationen auch in Deutschland anerkannt? In welchen Vereinen kann ich neue Bekanntschaften machen? Und schließlich die wichtigste: Wie finde ich Arbeit?
Bei diesen Fragen setzt der »jmD« ganz konkret mit zwei Angeboten an. Da gibt es zum einen die Beratung in Einzel- und Gruppengesprächen. »Wir klären die Jugendlichen auf, wir vermitteln sie weiter und stellen Kontakte zu anderen Institutionen her«, so Bewer. Dabei hilft ein großflächiges Netzwerk, das in jede Kommune reicht. Mitglieder des Jugendmigrationsdienstes seien in allen Gemeinden vertreten.
Zum zweiten werden Schulungen und Lehrgänge zu den Themen Computer, Bewerbung und Kommunikation angeboten. Vor allem letzterem kommt eine besondere Bedeutung zu. Sprache ist gemeinhin der Schlüssel zur Integration, doch seien die Integrationskurse häufig zu theoretisch. »Dort wird viel Grammatik gelehrt, aber nicht geübt, wie man zum Beispiel eine Fahrkarte kauft«, so Bewer.
Für diese Aufgaben stehen insgesamt 20 Mitarbeiter zur Verfügung, von denen neun selbst Migranten sind. »Wir sprechen die Jugendlichen persönlich an und wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten«, versichert Barbara Bewer. »So viel wie möglich sollen sie selber machen. Und alles auf freiwilliger Basis«.
Der Erfolg gibt dem »jmD« recht. Den allermeisten Ratsuchenden könne geholfen werden und zu nicht wenigen bestehe auch über die schwierige Anfangsphase hinaus Kontakt. Bei manchen jedoch können die Mitarbeiter nicht helfen. »Sobald Alkohol und Drogen im Spiel sind, müssen wir uns zurückziehen«, erklärt Bewer. »Die Migranten stehen unter sehr großem Druck, manche verlieren da den Mut,« wirbt sie um Verständnis.
Die Zusammenarbeit mit den Behörden sei sehr gut. Für die »jmd«-Leiterin eine wichtige Vorraussetzung, da der Jugendmigrationsdienst eine Scharnierfunktion zwischen Behörden und Alltag einnimmt. Dennoch müssten die Integrationsbemühungen intensiviert werden. »In diesen Jugendlichen steckt so viel Potenzial. Wer in Integration investiert, investiert letztlich in unsere Zukunft«, appelliert sie an die Politik.

Artikel vom 05.09.2006