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»Der Sport ist
hochwertig«

Nicht nur auf Behinderung achten

Bielefeld (WB). 16 Nationalmannschaften aus fünf Kontinenten mit rund 500 Sportlern, Trainern und Begleitpersonal treten in 48 WM-Spielen gegeneinander an, um dem seit 2002 amtierenden Weltmeister und Favoriten England den Platz streitig zu machen.

Allen Spielern ist neben der Fußballbegeisterung gemeinsam, dass sie eine geistige Behinderung oder Lernbehinderung haben und ihr Intelligenzquotient bei maximal 75 liegt.
Dies ist neben Schwierigkeiten bei der Alltagsbewältigung eine Voraussetzung für die Aufnahme in die Nationalmannschaft, der ein standardisiertes Registrierungsverfahren, inklusive eines psychologischen Tests und einer sportmedizinischen Untersuchung, vorangeht. Kein Spieler darf eine Regelschule besuchen oder besucht haben.
Das diese Zugangsvoraussetzungen häufig mehr Beachtung finden als die sportlichen Leistungen der Spieler, kritisierte der Bundestagsabgeordnete Ilja Seifert. Nach dem Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft sprach sich Seifert als behindertenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Bundestag bei einem Treffen mit Bundespräsident Horst Köhler, der die Spiele eröffnet hatte, dafür aus, dass die Medien ihren Schwerpunkt künftig mehr auf die Stärken der Spieler richten sollten: »Es ist an der Zeit, im Sportteil der Zeitungen und elektronischen Medien über die spielerische Reife, taktische Disziplin und individuellen Stärken der Spieler zu berichten«, sagte Seifert. Er habe beim Eröffnungspsiel mit eigenen Augen sehen können: »Was dort geboten wird, ist hochwertiger Sport.«
Aus Ostwestfalen-Lippe im Kader mit dabei: Stefan Pesch aus Bad Oeynhausen (Rückennummer 7, Mittelfeld, 1 Länderspiel, seit 2005 Spieler in der Nationalmannschaft), Maik Paternuga aus Bielefeld (seit 2005 im Team), Juan Miro (TuS Union Vilsendorf). Im Trainerstab: Torwartcoach Peter Lewecke aus Lemgo (seit 1990, WM-Teilnahme 1994/Niederlande,EM 1996/England, 2000/ Schweden und 2003/Portugal).
Fünf Spieler, mit denen Chefcoach Willi Breuer fest gerechnet hatte, konnten übrigens nicht aufgestellt werden: Bei ihnen hatten sich die Zugangsvoraussetzungen geändert, da nach einer neuen Einstufung durch Hans-Werner Hartmann (Diplom-Psychologe Behindertehilfe Bethel) ihr IQ über den maximal zulässigen 75 liegt, bei anderen potentiellen Akteuren konnten die Eltern nicht von der Teilnahme an der Weltmeisterschaft überzeugt werden.

Artikel vom 05.09.2006