04.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wieder Gewalt
an Uni Bielefeld

Vier Tatverdächtige - Erste Razzia

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Die Welle der Gewalt an der Universität Bielefeld reißt nicht ab. Nach einer Serie von Brandstiftungen hat es nach Angaben der Polizei erneut einen Anschlag gegeben.
Dieter Timmermann, Rektor der Uni Bielefeld.

Nähere Einzelheiten wollte der Leiter des polizeilichen Staatsschutzes, Kriminaloberrat Dirk Butenuth, aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen. Man prüfe, ob die erneute Attacke in das Muster der anderen, vermutlich von Studiengebühren-Gegnern verübten Anschläge passe.
Nach der mittlerweile siebenwöchigen Welle der Gewalt gegen die Hochschule hat die siebenköpfige Ermittlungskommission des polizeilichen Staatsschutzes vier Tatverdächtige im Visier.
Die Brandanschläge bleiben dennoch ungeklärt, zwei gestohlene Generalschlüssel sind nach wie vor verschwunden.
Die bisher noch unbekannten Täter hatten in der Nacht zum 11. August auch das Auto des Uni-Rektors Dieter Timmermann in Brand gesetzt. Nach diesem Anschlag hatte die Polizei eine spezielle Ermittlungskommission eingesetzt.
Bereits Mitte August hatte bei einem Studenten eine Hausdurchsuchung gegeben. Dieser war durch eine Zeugenaussage belastet worden, wonach er die am 12. Juli gestohlenen Generalschlüssel in der Hand gehalten haben soll.
Der Verdächtige hielt sich beim Zeitpunkt der Razzia im Ausland auf, die gesuchten Schlüssel wurden in seiner Wohnung nicht gefunden. Dafür nahmen die Staatsschützer den Computer des Mannes mit. Die Auswertung der darauf gespeicherten Dateien, so Staatsschutzchef Buthenuth, sei noch nicht abgeschlossen. Ob sich der Student aufgrund der belastenden Zeugenaussage demnächst vor Gericht verantworten muss, wollte der Kriminaloberrat nicht bestätigen: »Das muss die Staatsanwaltschaft nach Bewertung der Beweise entscheiden.«
Von der Gruppe, die am 12. Juli in der Uni die Sitzung des Hochschulsenates zum Thema Studiengebühren stürmen wollte, wollen die Ermittler ebenfalls bereits vor Wochen drei Verdächtige anhand von Fotos identifiziert haben. Zwei davon seien im Polizeipräsidium unter anderem mit der Abnahme von Fingerabdrücken erkennungsdienstlich behandelt worden. Dem dritten Tatverdächtigen steht das offenbar noch bevor - er hält sich wie der mutmaßliche Schlüsseldieb ebenfalls zur Zeit im Ausland auf.
»Wir gehen davon aus, dass es sich um eine Gruppe von Tätern handelt«, fasste Staatsschutzchef Butenuth den bisherigen Stand der Ermittlungen in puncto Attacken auf Universität und deren leitende Mitarbeiter zusammen. Allerdings bezweifelte der Kriminaloberrat, ob hinsichtlich der Brandanschläge »wirklich alle Taten politisch motiviert sind«.
Denn die Tatbegehungen seien »durchaus unterschiedlich«. So sei nicht auszuschließen, dass das eine oder andere Feuer nach negativem Semesterabschluss von frustrierten Studenten in der Hochschule gelegt worden sei.

Artikel vom 04.09.2006