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Deutschland entging Anschlägen bei der WM

Mohammed-Karikaturen Hauptmotiv der Kofferbomber

Berlin/London (dpa/Reuters). Die umstrittenen Mohammed-Karikaturen waren nach Einschätzung des Bundeskriminalamts das Hauptmotiv hinter den gescheiterten Kofferbomben-Anschlägen auf Regionalzüge Ende Juli.


Die Veröffentlichung der Karikaturen des Propheten in dänischen Zeitungen sei eine »Initialzündung« für die Attentäter gewesen, sagte der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke. Ein weiteres Motiv sei der Tod des Top-Terroristen Abu Mussab al-Sarkawi am 7. Juni gewesen.
Das Verhör der in Deutschland festgenommenen Verdächtigen ergab der »Westdeutschen Allgemeinen Zeitung« zufolge zudem, dass die beiden Haupttäter ursprünglich bereits während der Fußball-WM zuschlagen wollten. Der Plan für ein Attentat während des Großereignisses sei aber aus Sorge um die Risiken und Auswirkungen der Tat verschoben worden. Im Libanon wurde im Zusammenhang mit den Anschlagversuchen ein sechster Mann festgenommen.
Die beiden Bomben waren Ende Juli in Pendlerzügen in Koblenz und Dortmund entdeckt worden. Wären sie explodiert, hätten sie nach Einschätzung der Sicherheitskräfte eine große Zahl von Opfern gefordert.
Der libanesische Generalstaatsanwalt Said Mirza erhob unterdessen wegen der versuchten Anschläge auf Züge nach Dortmund und Koblenz gegen fünf libanesische und einen syrischen Staatsbürger Anklage. Er wirft ihnen die Organisation eines »Massenmordes« vor. Vier der mutmaßlichen Täter befinden sich in libanesischer Haft, zwei sitzen in Deutschland im Gefängnis.
Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Ernst Uhrlau, traf sich nach Angaben aus Sicherheitskreisen in Beirut mit Generalstaatsanwalt Mirza, um über die Auslieferung von drei der Inhaftierten zu sprechen.
Bei groß angelegten Antiterror-Razzien in Großbritannien haben Fahnder 16 Verdächtige festgenommen. Die Aktionen hätten sich gegen mutmaßliche Organisatoren geheimer Ausbildungsstätten für Selbstmordattentäter gerichtet. Laut britischen Medienberichten ermitttelt die Polizei gegen ein »Netzwerk von Terror-Schulungslagern in Großbritannien, von dem befürchtet wird, dass es eine neue Welle hausgemachter islamischer Extremisten heranzieht«, berichtete die Zeitung »The Observer«. Außer einer islamischen Schule nahe der südenglischen Ortschaft Turnbridge Wells wurde auch das Wohnhaus des extremistischen islamischen Predigers Abu Abdullah in Bromley am Südrand von London durchsucht. Er hatte mit neuen Terrorangriffen in Großbritannien gedroht und erklärt, er würde »liebend gern« britische Soldaten in Afghanistan töten. Laut »Sunday Times« ist der Hassprediger unter den Festgenommenen.
Wenige Tage vor dem fünften Jahrestag der Anschläge vom 11. September hat sich El-Kaida-Vize Eiman al-Sawahiri mit einer neuen Videobotschaft an die Amerikaner gewandt. Wie der US-Sender CNN berichtete, tauchte das Band auf einer islamistischen Internetseite auf. Der Stellvertreter von El-Kaida-Chef Osama bin Laden rief dort die Zuschauer auf, aufmerksam zuzuhören. Dann folgte ein Appell des zum Islam übergetretenen Amerikaners Adam Yahiye Gadahn (28) auf Englisch. Er rief seine Mitbürger auf, seinem Beispiel zu folgen und den Islam anzunehmen. Andernfalls drohten neue Anschläge, sagte der aus Kalifornien stammende Mann.
Der stellvertretende Führer des Terrornetzes El Kaida im Irak ist festgenommen worden. Hamed Dschumaa Farid al-Saidi wurde in einem Privathaus gestellt, teilte ein Regierungssprecher mit. Al-Saidi soll für den Anschlag auf die schiitische Moschee von Samarra im Februar verantwortlich sein.

Artikel vom 04.09.2006