02.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 


Gisela Bremer hat immer wieder beobachtet, wie ähnlich Japaner und Deutsche sich sind: »Sie haben dieselben Probleme wie wir.« Nicht zuletzt deshalb glaubt sie auch, dass eine Partnerschaft zwischen Bielefeld und Utsunomiya (etwa 100 Kilometer von Tokio entfernt) sich auszahlen würde. Sie weiß: »Die Japaner wünschen sich jedenfalls eine solche Partnerschaft - und die beiden Städte sind sich von ihrer wirtschaftlichen Struktur her sehr ähnlich.« Gisela Bremer glaubt, dass sich eine engere Beziehung besonders für den Mittelstand lohnen würde: »Unternehmen können neue Partner finden.« Japaner seien - nicht nur in geschäftlichen Dingen - zuverlässig.
Seitdem sie im Gründungsjahr der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Bielefeld 1989 Mitstreiter auf verschiedenen Ebenen gefunden hatte, verfolgt Gisela Bremer als oberstes Ziel eines: »Ich möchte Japan den Menschen hier näher bringen.« Das macht sie durch Veranstaltungen, Vorträge von Japanern oder Deutschen, die in Japan gelebt haben, bereits zweimal hatten Bielefelder auch Gelegenheit, eine berühmte japanische Köchin zu erleben - und zu kosten, was sie zubereitet. Wichtigster Zugang aber ist wohl der Japanische Garten, der am Lindenhof in Bethel angelegt wurde. Gisela Bremer, die sich viele Jahre für die Realisierung des Gartens engagiert hat: »Gärten sind international.« Der Japanische Schaugarten - man lässt dort die Augen herumwandern - ist für sie ein Stück »geborgte Landschaft«. Ein Stück geborgte Landschaft, das sie zu gern auch Bundeskanzlerin Angela Merkel bei deren Besuch des Lindenhofes im September nahe bringen würde. Gisela Bremer ist optimistisch: »Vielleicht klappt es ja!«
Wer Japan und die Japaner verstehen möchte, der müsse sich auf die Menschen und auf das Land einlassen. Gisela Bremer: »Da ist zum Beispiel die große Verbundenheit der Japaner mit der Natur - auch bei Großstädtern sehr stark ausgeprägt.« Japaner betrachten oft sehr lange eine Naturszenerie. Gisela Bremer hat erfahren: »Wenn man sich ebenfalls darauf einlässt, entdeckt man die Details, die Japanern dabei wichtig sind.« Insgesamt betrachtet sie den Menschen als durch und durch spannendes Wesen. Seit zehn Jahren reist sie regelmäßig auch nach Kenia, unterstützt dort eine junge Familie und ist fasziniert, wie diese das alltägliche Leben meistert. Ihre Beobachtung: »Japaner und Kenianer sind beide herzlich - aber die Mentalität ist doch eine andere.«
Obwohl sie schon so häufig in Japan war, habe sie nie »richtig« Japanisch gelernt (»Das ist wahrscheinlich typisch für einen Lehrer«). Sie könne zwar einfache Standardsätze bilden, mit ihren Freunden dort unterhalte sie sich aber auf Englisch. Sie mag die japanische Küche, esse auch in Deutschland viel Gemüse, wenig Fleisch. Gisela Bremer hat einen - heimlichen - Wunschtraum, an dessen Erfüllung sie selbst allerdings nicht so richtig glaubt: Sie würde zu gern einmal von der Kaiserin zum Tee in den Palast eingeladen werden.

Artikel vom 02.09.2006