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Preise im Otto-Katalog bleiben stabil

Dr. Michael Otto: Mehrwertsteuer-Erhöhung soll nicht an Kunden weitergegeben werden

Bad Salzuflen (WB). Die Handelsunternehmen der Otto-Gruppe wollen die Mehrwertsteuer-Erhöhung Anfang 2007 nicht an die Kunden weitergeben. Dies erklärte der Vorstandsvorsitzende der Otto-Gruppe, Dr. Michael Otto, im Gespräch mit Bernhard Hertlein. Ausgenommen seien möglicherweise Markenartikel.

Bei »Otto find ich gut« denkt zunächst jeder an den dicken Katalog. Hat er eine Zukunft?Dr. Otto: Unbedingt. Die Leute genießen es, sich - egal an welchem Ort - in Ruhe einen Überblick über das gesamte Sortiment zu verschaffen. Vielleicht wird es in Zukunft noch mehr kleinere, spezialisierte Kataloge geben.

    Das Internet?Dr. Otto: Gäbe es das Internet nicht, wir Versandhändler müssten es erfinden. Es ist ein zusätzlicher und für uns sogar kostengünstigerer Vertriebsweg, der übrigens auch von Kunden genutzt wird, die sich zuvor im Katalog orientiert haben. Heute erzielt Otto ein Viertel des Umsatzes über das Internet. Ich rechne damit, dass der Anteil bis 2010 auf 50 Prozent steigen wird.

Trifft das auch auf Premium-Versender wie Alba Moda zu?Dr. Otto: Bei Alba Moda liegt der Internet-Anteil erst bei 20 Prozent -Êaber ebenfalls mit steigender Tendenz.

Wie sehr sind Ebay und andere Internet-Handelsformen eine Konkurrenz für Otto?Dr. Otto: Es gibt den Kunden, der im Internet gezielt nach einem bestimmten Produkt Ausschau hält. Daneben gibt es aber auch den Surfer, der gern vergleicht und sich dabei von den Angeboten inspirieren lässt. Wir bei Otto kommen dem zweiten Wunsch entgegen, indem wir neben dem eigenen Sortiment auf unserer Internet-Seite auch Markenartiklern wie Philips oder Mexx Raum geben, um ihre Produkte anzubieten. Abgerechnet wird das Geschäft anschließend über Otto.

Erwarten Sie Anfang 2007 einen Rückschlag durch die Mehrwertsteuererhöhung?Dr. Otto: Wir setzen alles daran, die Mehrwertsteuererhöhung nicht an unsere Kunden weiter zu geben. Dazu zwingt uns schon der harte Wettbewerb im deutschen Einzelhandel. Abgesehen von den Markenartikeln wird es voraussichtlich keine Erhöhungen geben.

Es heißt, Sie wollen mit der Post in den Wettbewerb treten. Werden Otto-Mitarbeiter demnächst Briefe austragen?Dr. Otto: Wir machen der Post genau genommen schon seit den siebziger Jahren Konkurrenz. Damals haben wir begonnen, einen eigenen Zustelldienst für Pakete aufzubauen. Damit konnten wir unsere Kunden auch nach Feierabend und am Wochenende beliefern. Später konnten Geschäfts- und inzwischen auch Privatkunden unseren Dienst nutzen. Heute unterhält Otto 11 000 Paketshops -Ênur 1000 weniger als die Post. Sobald das Briefmonopol 2008 fällt, werden wir als erste Maßnahme vor den Shops Briefkästen anbringen. Für den Konkurrenzkampf haben wir uns im übrigen mit der holländischen Post TNT schon einen starken Partner ins Boot geholt.

Italien ist nicht nur Fußball-Weltmeister, sondern auch in der Mode richtunggebend. Ist es nicht trotzdem riskant, ein Unternehmen so eng an den Stil eines Landes zu binden?Dr. Otto: Italien wird immer gute Mode und gutes Design hervorbringen. Doch nicht dafür steht Alba Moda, sondern ganz allgemein für den italienischen »Spirit«. Diese Leichtigkeit und Beschwingtheit beschreiben ein Lebensgefühl, das zeitlos ist und nach dem wir Deutsche uns immer sehnen werden.

Artikel vom 02.09.2006