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Statt der Zuckertüte gab's
Porzellan zur Erinnerung

Zerbrechliche Sammlung im Museum Osthusschule

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Senne (WB). »Wir haben im Museum Osthusschule 50 verschiedene Schultassen. Das ist die wohl größte derartige Sammlung, die es in einem deutschen Schulmuseum gibt«, sagt Hans Schumacher stolz.

Was den Senner Heimatpfleger seit knapp drei Wochen zudem besonders freut, ist die Art, in der er diese besonderen Exponate jetzt präsentieren kann: in einer brandneuen Glasvitrine nämlich. Die haben die Ehemaligen der alten Osthusschule spendiert, nachdem sie Mitte Juli beim Jahrestreffen feststellten, dass »ihre Museumsschule« dringend einen weiteren Schaukasten benötigt.
Ohne großes Aufheben wurde Geld gesammelt und der Förderverein des Museums anschließend mit der Anschaffung einer Edelstahl-/Glas-Vitrine überrascht. Darin hat das Porzellan jetzt einen dauerhaften Platz gefunden und kann während der Öffnung des Museums, jeden Dienstag von 15 bis 19 Uhr, bewundert werden.
Lena Strunk (6), die vor knapp drei Wochen in die benachbarte Grundschule Windflöte eingeschult wurde und die »Mäuseklasse« besucht, ist beeindruckt von den mit Osterhasen und weiteren niedlichen Motiven und Goldrand verzierten Tassen. Die bekamen die Schulanfänger zwischen 1881 und 1949 zumeist von ihren Paten geschenkt - an Stelle einer Schultüte.
Die Sechsjährige gibt aber ehrlich zu, dass ihr die Schultüte, gefüllt mit einer Kinder-CD, zwei Büchern, Playmobil-Männchen, einem Kartenspiel und Süßigkeiten, sowie eine weitere von der Patentante mit Lineal, Bleistiften und Radiergummi, erheblich besser gefallen habe.
»Keinem anderen Teil des Tafelgeschirrs ist im Laufe der Jahrhunderte so viel Aufmerksamkeit, Fantasie und handwerkliches Können zuteil geworden wie der Tasse«, sagt Hans Schumacher. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts seien dann Trinkgefäße hergestellt worden, die in vielfältigen Bezügen zu Schulereignissen standen, beispielsweise Einschulung, Feste oder Jubiläen.
Im ganzen Deutschen Reich seien seit Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts Einschulungstassen üblich gewesen. Mit der anderen Gruppe, den Erinnerungstassen, wurde dagegen die Sammellust der Leute befriedigt. »Zum anderen kam durch den Verkauf solcher Tassen auch Geld in die Schulkasse«, sagt Hans Schumacher. Lange, bevor es Fördervereine gab.
Erinnerungstassen, oftmals verziert mit Abbildungen der Schulgebäude, waren fast ausschließlich in Thüringen und teilweise auch in Sachsen üblich. »Viele sind heute zu historischen Dokumenten geworden - stehen doch die meisten Schulgebäude, die darauf abgebildet sind, längst nicht mehr«, so der Senner Heimatpfleger Schumacher.

Artikel vom 02.09.2006