02.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bundeswehr bleibt Garant
der Sicherheit im Kosovo

Deutsche Truppe übernimmt zum dritten Mal das Kfor-Kommando

Pristina (dpa). Die Bundeswehr wird auch nach der Klärung der Status-Frage im Kosovo und trotz anderer großer Auslandseinsätze nicht aus der Unruhe-Provinz abziehen.
Zwar äußerte sich Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) am Freitag bei der Übergabe des Kommandos der NATO-Schutztruppe KFOR an Deutschland nicht zur künftigen Truppenstärke. Er machte aber gemeinsam mit dem neuen Leiter der UN-Verwaltung im Kosovo, dem deutschen Diplomaten Joachim Rücker, deutlich, dass die Bundeswehr präsent bleiben werde.
»Die Bundeswehr wird auch nach einem guten Ergebnis der Status-Verhandlungen nicht abziehen«, sagte Rücker, der ebenfalls am Freitag sein Amt antrat. Sie ist seit 1999 im Kosovo und hat hier mit 2900 Soldaten ihr derzeit größtes Kontingent überhaupt im Ausland. Mit General Roland Kather übernahm Deutschland am 1. September zum dritten Mal die KFOR-Führung im Kosovo für ein Jahr. Kather sagte, für ihn gehe es darum, während der Status-Verhandlungen für Stabilität und Sicherheit zu sorgen.
Kather trat im KFOR-Hauptquartier in der Provinzhauptstadt Pristina die Nachfolge des italienischen Generals Giuseppe Valotto an. Bereits im ersten Jahr und von 2003 bis 2004 führten mit Klaus Reinhardt und Holger Kammerhoff zwei deutsche Generale die KFOR.
Kosovo-Präsident Fatmir Sejdiu betonte, am Ende der Status- Verhandlungen - unter Leitung des UN-Sondergesandten für das Kosovo Martti Ahtisaari - könne nur die völlige Unabhängigkeit der Provinz stehen. Das sei der Wille der Bevölkerung. Die Serben fordern, dass die Provinz Teil Serbiens bleibt. Der Ministerpräsident im Kosovo, Agim Ceku, dankte der KFOR für ihre Hilfe.
Rücker sagte zu den Status-Verhandlungen, die Vorgaben seien klar. Es dürfe keine Teilung des Kosovos, keinen Anschluss der Provinz an andere Länder und keinen Rückfall in die Situation vor 1999 geben. Rücker hat sich bereits selbst als »letzter« Leiter der UN-Verwaltung UNMIK bezeichnet und bekräftigte am Freitag, dass er dieses Amt vermutlich weniger als ein Jahr ausüben werde.
Die Bundeswehr muss derzeit eine Reihe von Auslandseinsätzen leisten. Knapp 7700 Bundeswehrsoldaten sind in Krisengebieten von Afrika bis Afghanistan im Einsatz. Mit 765 Soldaten unterstützt die deutsche Truppe im Rahmen einer EU-Mission im Kongo die Abwicklung der im Juli vollzogenen ersten freien Wahlen seit langer Zeit. In Bosnien und Herzegowina unterstützt sie mit rund 880 Soldaten die 7000 Soldaten umfassende militärische Operation der Europäischen Union (EUFOR). Derzeit sind am Horn von Afrika etwa 260 Soldaten für den Anti-Terror-Kampf abgestellt. Das Bundestagsmandat wird bei weitem nicht ausgeschöpft. Die Obergrenze liegt bei 2800 Soldaten.
Im Süd-Sudan sind im Rahmen der 8400 Mann starken Mission der Vereinten Nationen (UNMIS) 40 deutsche Soldaten stationiert. An der Beobachtungsmission UNOMIG in Georgien nehmen zwölf Bundeswehrsoldaten teil. Insgesamt sollen 132 UNOMIG-Soldaten zur Entschärfung des Konflikts zwischen den Georgiern und den Abchasen beitragen. Im Mittelmeerraum beteiligt sich die Bundeswehr mit 23 Soldaten an der NATO-Operation »Active Endeavour« zur Sicherung der Seewege. Hinzu kommt der geplante Einsatz vor der libanesischen Küste.

Artikel vom 02.09.2006