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Die teuerste Anlage ging nach Russland

Herforder HiFi-Spezialist erwartet »heißen Herbst« -ÊRöhrentechnik doch noch nicht »out«

Von Bernhard Hertlein
Herford (WB). Hörgenuss aus Herford findet immer öfter den Weg auch ins europäische Ausland. »Die mit 160 000 Euro teuerste Anlage, die wir bisher ausgeliefert haben, ging an einen russischen Privatkunden«, berichtet Lothar Wiemann, Entwicklungsleiter des auf HiFi spezialisierten Unterhaltungselektronik-Herstellers T + A.

Auch im Kreml stehen CD-Anlagen von T+A. Wiemann: »Technik aus Deutschland hat in Osteuropa noch einen besonders guten Ruf.« Inzwischen gibt es dort eine Klientel, die das Geld besitzt, die gewünschte hohe Klang- und Designqualität auch gut zu bezahlen.
So gelang es T+A, den Exportanteil innerhalb von fünf Jahren von 10 auf 35 Prozent zu erhöhen. Dieses Jahr könnte die Quote sogar auf 40 Prozent steigen. Ziel ist ein Auslandsanteil von 50 Prozent. Insgesamt erzielen die 100 Mitarbeiter einen Umsatz von derzeit 12 Millionen Euro. Die zahlreichen Zulieferer haben ihren Sitz vor allem in Ostwestfalen und im Schwarzwald.
Im Augenblick wacht allerdings auch der deutsche Markt auf. Der Grund ist ein wirtschaftlicher: Bei der Investition in eine HiFi-Anlage der Top-Klasse macht sich die beschlossene Mehrwertsteuer-Erhöhung um drei Prozentpunkte für die Kundschaft besonders schmerzhaft bemerkbar. »Ich erwarte deshalb einen heißen Herbst«, erklärt Wiemann. Die Nachfrage bei den 250 größeren Fachhändlern, die von T+A beliefert werden, ziehe bereits an.
T+A, 1978 vom geschäftsführenden Gesellschafter Siegried Amft gegründet, steht für »Theorie und Anwendung«. Entsprechend ist es das Ziel, technologische Neuentwicklungen bei Audio-Anlagen möglichst schnell marktfähig zu machen. »Esoterische« Dinge wie Klangschälchen im Regal, die das Hörerlebnis angeblich ebenfalls steigern, sind nicht Sache der Ostwestfalen.
Allerdings hegt T+A auch keinen Ehrgeiz, seinen Anlagen im allgemeinen Surround-Fieber immer noch einen weiteren zusätzlichen Lautsprecher hinzuzufügen. Im Gegenteil: Die zum 25. Geburtstag 2003 gestartete neue V-Serie setzt ganz bewusst wieder auf die traditionelle analoge Röhren-Technik. Wiemann: »Verglichen mit ihrem warmen Klang mutet auch der beste Halbleiter-Verstärker nach wie vor steril an.« Die V-Serie wurde nicht nur im In- und Ausland bis hin nach Taiwan mit Preisen überhäuft, sondern erzielt in diesemJahr auch die höchsten Steigerungsraten bei T+A.
Die Lautsprecher, CD-Player, Schallplattenspieler und Receiver von T+A treten innerhalb der Branche in der Champions-League auf. Diese verzichtet 2006 größtenteils auf eigene Ausstellungen bei der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin. Auch die Herforder sind nur an einem Stand der Fachpresse vertreten, die dort HiFi-Wohnwelten der Zukunft präsentiert. Wiemann zufolge ist die IFA zu bildlastig geworden: »So flach wie die dort gezeigten Flachbildschirme ist leider auch oft das Klangerlebnis.« Die technischen Geräte zu vernetzen und zu integrieren sei gut, so lange es nicht auf Kosten der Qualität gehe. Genau dies aber werde von vielen in der Branche nicht mehr genug beachtet.
Die weltweit wichtigste Branchenmesse ist aus der Sicht von T+A die »High End« in München. Desweiteren stellen die Herforder noch bei Top-Schauen in London, Zürich, Mailand, Moskau und Denver aus.

Artikel vom 04.09.2006