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Behinderten-WM
schlägt schon
jetzt alle Rekorde

Ralf Kuckuck aus Halle ist Organisator

Von Stefan Küppers
Halle (WB). Die Fußball-WM der Menschen mit Behinderungen schlägt alle Rekorde. Allein das Eröffnungsspiel Deutschlands in Duisburg (3:0 gegen Japan) hatte mit 24 000 schon mehr Zuschauer als die ganze WM 2002 in Japan.
WM-Geschäftsführer Ralf Kuckuck kommt aus Halle.
WDR-Sportreporter Steffen Simon ist begeistert.

Das Spiel Deutschlands gegen Russland in Bielefelds Schüco-Arena (Donnerstag, 12.15 Uhr) ist schon jetzt ausverkauft. Ein Vater dieses Erfolges ist der WM-Geschäftsführer, Ralf Kuckuck aus Halle (Kreis Gütersloh). Die große Euphorie kommt für Kuckuck, der als Mitarbeiter des Deutschen Behindertensportverbandes für die WM als Geschäftsführer abgeordnet wurde, gar nicht so überraschend. »Ich habe immer gesagt, dass in diesem Land was geht, dass man auch für Sport von Behinderten begeistern kann«, sagt der 43-jährige diplomierte Sportwissenschaftler. Das Besondere an dieser WM: Man sieht es den Sportlern eben nicht unbedingt an, dass sie behindert sind, dass sie laut WM-Regel einen Intelligenzquotienten nicht höher als 75 haben dürfen.
Auch Fußballexperte Steffen Simon, der sonst für den WDR Länder- und Bundesliga-Spiele kommentiert, zeigt sich nach dem ersten Auftritt des deutschen Teams begeistert. »Wie die Jungs sich die Hacken abgelaufen haben, das war doch Fußball pur«, hat der WDR-Journalist dazu auch besondere fußballerische Qualitäten entdeckt. Der Torwart habe mit seinen treffgenauen Abschlägen modernstes Spiel gezeigt. Und Stürmer Achmid Demir hat nicht von ungefähr eine Einladung von Zweitligist Eintracht Braunschweig zum Probetraining.
Mit den Live-Übertragungen wolle der WDR dazu beitragen, den Behindertensport aus der gesellschaftlichen Nische herauszuholen. Nebenbei sei beim Eröffnungsspiel mit 650 000 TV-Zuschauern zur Mittagszeit eine »sensationelle Quote« erreicht worden. Und er verspricht: »Kommt Deutschland ins Finale, wollen wir das ARD-weit live senden.«
Auf solche Akzeptanz - bislang sind weit mehr als 100 000 Karten verkauft - hat Kuckuck immer gesetzt. An 41 WM-Orten sind mehr als 1000 Helfer in der Betreuung im Einsatz. Und auch der Zuspruch von Sponsoren aus der Wirtschaft ist groß. Doch erhofft er sich über die WM hinaus eine nachhaltige Wirkung. »Etwa die Hälfte unserer Nationalspieler sei vereinslos. Vielleicht ändert sich das«, meint Kuckuck. Die Begeisterungsfähigkeit der Spieler ist ansteckend.
Das wird am Montag ab 17 Uhr in Lippstadt zu spüren sein. Dort bestreitet das deutsche Team sein zweites Spiel gegen Nordirland, das sich am Freitag in Gütersloh 0:0 von Russland trennten.

Artikel vom 02.09.2006