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»Gezielt« vergewaltigt

Russischer Ex-Botschafter spricht über Gräuel im Krieg

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld/Stukenbrock
(WB). Die Vergewaltigungen deutscher Frauen und Mädchen durch sowjetische Soldaten zum Ende des Zweiten Weltkriegs war geplant und kein Zufall.
Julij Kwizinski: »Nur an Deutschen gerächt«.

»Sie wurden gezielt als Rache für die Greueltaten vorgenommen, die auf unserem Gebiet begangen worden sind«, erklärte am Freitag Julij Kwizinski, Abgeordneter des russischen Parlaments, der Staatsduma, in Bielefeld. Beim Einmarsch der Roten Armee in Polen, Bulgarien und Rumänien habe es das nicht gegeben.
Der 69-jährige ehemalige Botschafter der UdSSR in Deutschland und Norwegen spricht an diesem Samstag anlässlich des »Antikriegstages 2006« bei der Mahn- und Gedenkveranstaltung auf dem sowjetischen Soldatenfriedhof in Stukenbrock/Senne. Freitagabend nahm der kommunistische Oppositionspolitiker seines Landes und Vizepräsident des Ausschusses für internationale Beziehungen der Staatsduma bereits an einem Deutsch-Russischen Symposium in Paderborn teil. Hier warnte er vor dem »Wetterleuchten eines neuen Weltkrieges«.
Kwizinski hatte 1990 auch an den »Zwei-plus-Vier«-Verhandlungen zur Deutschen Einheit teilgenommen. Noch heute hält er es für einen Verdienst der nicht mehr existenten DDR, dass die Russen heute weniger Hassgefühle gegenüber den Deutschen hegten als etwa die Norweger. Der Arbeitskreis »Blumen für Stukenbrock« setzt sich dafür ein, das Kreuz auf dem Obelisk des russischen Soldatenfriedhofs in der Senne wieder durch eine rote Fahne zu ersetzen. 65000 sowjetische Kriegsgefangene starben bis 1945 im Lager Stalag 326 (VI/K).

Artikel vom 02.09.2006