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Moik sagt leise »Servus«
»Mr. Musikantenstadl« will sich nicht nur via Bildschirm verabschieden
Halle. Fast 25 Jahre lang wurde im »Musikantenstadl« geschunkelt und deutschsprachiges Kulturgut in alle Welt exportiert. Als legendärer Gastgeber hat Karl Moik sich verabschiedet und an Andy Borg übergeben, aber auf der Bühne ist er noch einmal zu erleben: »Servus, Karl!« heißt es am Freitag, 17. November, 18.30 Uhr im Gerry Weber Stadion. Im Vorfeld sprach Margit Brand mit dem österreichischen Entertainer.

Geben Sie uns Flachlandtirolern mal Nachhilfe in Österreichisch: Heißt »Servus« nun eigentlich »Hallo« oder »Auf Wiedersehen«?Das geht beides. »Servus, grüß Gott« zum Willkommen und »Servus, pfuät di« zum Abschied.

Bei Ihrer Tournee ist der Titel »Servus« aber eindeutig als Abschied gemeint?Ja. Ich bin ja vielleicht etwas altmodisch. Aber ich finde, dass es sich gehört, sich von seinen Fans nicht nur über den Bildschirm, sondern auch persönlich zu verabschieden.

Vor allem, weil Ihr letzter Fernsehauftritt beim »Silvesterstadl« 2005 etwas unfreiwillig war...Dass ich nach der Sendung einen Schwächeanfall hatte, daran war ich selbst nicht ganz unschuldig. Bis vier Tage vor Weihnachten war ich dienstlich auf dem Traumschiff unterwegs, dann die Festtage, danach täglich acht bis zehn Stunden Proben. Ich hatte mir eine Bronchitis eingefangen, die ich mit Medikamenten in Schach halten wollte. Zum Schluss kam dann eine Fünf-Stunden-Sendung, bei der mich 4000 Menschen drei Minuten lang mit stehendem Applaus begrüßt haben - das geht nicht spurlos an einem vorbei. Ich dachte, ich wäre 50, war aber schon 68.

Aber Sie sind wieder soweit genesen, dass sie ich fit fühlen, den Marathon einer 25-Städte-Tournee auf sich zu nehmen?Entweder man überlebtÕs oder man kommt gut raus! Ich denke nach vorn. Manchmal ärgere ich mich noch darüber, dass mir nur die zweite und dritte Garde mitgeteilt hat, dass man meinen ausgelaufenen Fernsehvertrag nicht verlängern wollte. Deshalb habe ich auch das Jubiläums-Stadl, das für März geplant war, nicht mehr gemacht. Aber ich hatte mir sowieso vorgenommen, nach 25 Jahren Stadl aufzuhören. Die anderen werden immer jünger, ich selbst immer älter - das passt nicht mehr. Die Zeit ist viel zu schnell und es ist gut, wenn man das selbst früh genug begreift. Und mehr Erfolg als ich kann man gar nicht haben.

Kein wehmütiger Blick zurück an schöne Zeiten mit dem »Stadl«, das sie ja schließlich um den ganzen Erdball geführt hat?Nein. Wie gesagt: Ich blicke nach vorn. Ich bin sogar richtig froh, dass dieser brutale Druck weg ist.

Wie genießen Sie denn dieses neue Gefühl?Ich lebe in den Tag hinein und habe eine Mordsfreude daran. Ich kann schauen, welche Angebote hereinkommen und freue mich, einfach auch mal »Danke nein, das gefällt mir nicht« sagen zu können.

Sie haben in der Vergangenheit ein Händchen als »Talent-Scout« bewiesen. André Rieu, Semino Rossi, Stefan Mross, Florian Silbereisen wurden nicht zuletzt dank Ihnen bekannt. Welche Verbindungen gibt es zu diesen Musikern, die inzwischen selbst Stars sind?Zu mehreren von ihnen gibt es enge Verbindungen, André und Semino zum Beispiel. Stefan Mross habe ich auf der Hochzeit meines Schwagers erlebt. Er packte spät abends seine Trompete aus und spielte - es war einfach die Art, wie er es tat, die mich begeisterte. Das Aufspüren solcher Talente wird von den Fernsehleuten heute leider vernachlässigt. Die jungen Stars heute sind doch meist nur Marionetten ihrer Manager.

Manche sehen in Ihnen die »Leitfigur der Volksmusik«. Können Sie sich mit diesem Titel anfreunden?Überhaupt nicht! Wenn, dann bin ich eine Leitfigur der guten Unterhaltung. Und dazu habe ich mich stets aller Mittel bedient: Von der Volksmusik über Schlager bis Westernmusik und und und. Falls ich doch noch eines Tages eine Fernsehsendung machen würde, dann wohl eine Swing-Sendung.

Artikel vom 20.10.2006