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Menschen in
unserer Stadt
Renate Geue
Hausmeisterin

Renate Geue erinnert sich gern an ihre Kindheit: »Ich bin im 1000-Seelen Dörfchen Löwen im Kreis Warburg und damit sehr ländlich aufgewachsen«, sagt die 54-Jährige, die heute Hausmeisterin an der Comenius-Schule in Sennestadt ist. »Damals hatten wir keinen Spülstein im Haus und mussten das Wasser täglich von der Pumpe im Keller holen. Wir waren noch richtige Selbstversorger, haben Marmelade und Kirschen eingekocht oder Pilze im Wald gesammelt«, erzählt Geue. Anstelle eines Fernsehers habe es lediglich ein kleines Radio gegeben, das jedoch nur an Feiertagen angemacht werden durfte. »Meine Kinder fragen mich oft, in welchem Jahrhundert ich groß geworden bin, wenn ich aus dieser Zeit erzähle.«
1959 bekam der Vater ein Angebot von ADS Anker und die Familie zog nach Bielefeld. »Für mich war das ein Kulturschock«, sagt Geue. Mietwohnung mit Einbauküche anstelle eines weitläufigen Gartens, alle Freunde auf einen Schlag weit weg - »ich wusste zunächst gar nicht was los war«. Positiv sei jedoch das betriebseigene Freibad der Anker-Werke gewesen. »Sobald ich schwimmen konnte, bin ich dort fast jeden Nachmittag gewesen.«
Nach der Schule lernte Geue zunächst den Beruf der Näherin. »Damals begann das Wirtschaftswunder jedoch schon zu sinken und viele Firmen wanderten nach Ungarn ab.« 1972 lernte sie ihren Mann Jörg kennen, ein Jahr später wurde geheiratet und schon bald kamen Tochter Nicole und Sohn Stefan auf die Welt. Renate Geue blieb eine Weile Hausfrau und Mutter und fing erst wieder an zu arbeiten, als die lieben Kleinen aus dem Gröbsten heraus waren.
Seit drei Jahren ist die 54-Jährige als Hausmeisterin an der Comenius-Schule tätig. »Meine letzte Station, hier will ich beruflich alt werden«, sagt die »gute Seele des Hauses«, die stets ein offenes Ohr für die Sorgen der Kinder hat. Für die Zeit im Ruhestand schmiedet sie bereits große Pläne: »Ich möchte viel reisen - an die Ostsee oder nach Spanien - Fahrrad fahren und die Natur genießen.« Die hat sie seit einigen Jahren durch einen Umzug nach Schloß Holte-Stukenbrock wieder vor der Haustür. »Dort wohnen wir so ländlich, dass ich zum ersten Mal seit 35 Jahren wieder regelmäßig ein Auto brauche.« Peter Monke

Artikel vom 05.09.2006