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Dem Nachfolger wünscht Ballack »alles Gute«

DFB-Kapitän verspürt neuen Spaß am Fußball

Stuttgart (dpa). Die Umzugskisten sind noch nicht ausgepackt, noch wohnt Michael Ballack ein wenig außerhalb von London im Hotel.

Doch schon vor dem Einzug mit Lebensgefährtin Simone und seinen drei Söhnen in ein neues Heim sieht sich der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in seiner Entscheidung bestätigt, mit knapp 30 Jahren doch noch den Wechsel ins Ausland gewagt zu haben. »Es ist die Situation eingetreten, die ich mir vorgestellt habe«, sagte der bestbezahlte deutsche Fußballer gestern in Stuttgart nach den ersten Wochen bei seinem neuen Arbeitgeber FC Chelsea.
Neues Land, neue Sprache, neuer Club - nach dem emotionalen Karriere-Höhepunkt mit der WM in Deutschland brauchte der Sachse einen Neubeginn. »Wir hatten eine tolle WM. Es war der richtige Abschluss, um einen Schnitt zu machen und Deutschland erst einmal hinter mir zu lassen, nach England zu gehen, um mich dort durchzusetzen und mit allen Problemen fertig zu werden.«
Den radikalen Schnitt hat der Mittelfeldspieler auch äußerlich vollzogen - mit seiner neuen Kurzhaarfrisur. Auch sonst wirkt Ballack auffallend entspannt und erholt. »Ich hatte nach der WM einen schönen Urlaub, ich konnte mich gut erholen«, berichtete er. »Der Spaß und die Motivation im Training sind wieder unheimlich da.«
Nach 275 Bundesligaspielen und 75 Toren für den 1. FC Kaiserslautern, Bayer Leverkusen und Bayern München ist Ballack in England neu gefordert: Im Star-Ensemble des FC Chelsea muss er sich als Führungskraft in Stellung bringen. Die Dienstreisen zur Nationalmannschaft sind da eher eine willkommene Abwechslung. »Ich freue mich, hier in alter Umgebung zu sein.«
Als der DFB-Kapitän am vergangenen Dienstag von London nach Stuttgart zum Treffpunkt der Nationalmannschaft flog, gratulierten ihm einige Landsleute noch immer zum famosen WM-Abschneiden. Das Turnier verfolgt die Nationalspieler weiterhin auf Schritt und Tritt, es lässt sie einfach nicht los. Doch man müsse runter von dieser Wolke, warnte Ballack vor dem ersten EM-Qualifikationsspiel morgen in Stuttgart gegen Irland: »Es beginnt ein neues Kapitel. Wir müssen uns neu motivieren, das wird nicht immer leicht.«
Wie schwer sich der FC Bayern München damit tut, seinen Weggang zu verkraften, beobachtet Ballack sehr aufmerksam aus der Distanz. Die Verpflichtung des Niederländers Mark van Bommel hat auch ihm bewiesen, dass er wohl doch ein größeres Loch hinterlassen hat, als die Bayern-Verantwortlichen zugeben wollten. »Ich hoffe es«, bemerkte Ballack und ergänzte mit Genugtuung: »Dem einen trauert man mehr hinterher, dem anderen weniger.« Van Bommel wünschte er »alles Gute«, für ihn selbst dagegen ist der FC Bayern Vergangenheit.

Artikel vom 01.09.2006