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Streit über Streubomben

UN-Kritik an Israel - Ministerin verteidigt Forderung

Berlin (dpa). Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hat die Forderung nach einem Verbot von Streubomben bekräftigt und damit indirekt die Kritik des Zentralrats der Juden zurückgewiesen.
Kaum größer als ein Feuerzeug: Eine Streubombe liegt zwischen Steinen am Boden.
Der Zentralrat hatte ihr vorgeworfen, reflexhaft und einseitig zum Nachteil Israels zu reagieren und damit antisemitische Stimmung zu unterstützen.
Wieczorek-Zeul: »Ich habe, wie auch die UN, darauf aufmerksam gemacht, dass es im Süden Libanons Streubomben gibt mit hoher Blindgängerquote.«
Die Vereinten Nationen haben den Einsatz von Streubomben durch Israel als »schockierend und absolut unmoralisch« verurteilt. Der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan Egeland, warnte davor, dass bis zu 100 000 Schrapnelle aus diesen Bomben noch nicht explodiert seien und im Südlibanon Menschen bedrohten. Er kritisierte besonders, dass Israel 90 Prozent der Streubomben in den letzten drei Tagen des Konflikts abgeworfen habe.
Die israelische Armee wies die Vorwürfe zurück. »Alle von den israelischen Streitkräften eingesetzten Waffen und Munition sind nach internationalem Recht legal, und ihre Verwendung entspricht internationalen Standards«, teilte die israelische Armee in einer kurz gehaltenen Reaktion mit.
Empört über die Attacken des Zentralsrats auf die Ministerin äußerte sich die Tochter des früheren Ratsvorsitzenden Heinz Galinski, Evelyn Hecht-Galinski. Für sie und viele andere jüdische Mitstreiter sei es »unerträglich«, dass sich der Zentralrat zum wiederholten Male als Sprachrohr der israelischen Regierung verstehe, erklärte Hecht-Galinski, die Mitglied der Gruppe »Europäische Juden für einen gerechten Frieden« ist. Der Zentralrat solle sich um die sozialen Belange der jüdischen Gemeinde in Deutschland kümmern, sagte Evelyn Hecht-Galinski.
Nach Angaben der UN im Libanon starben seit Kriegsende 13 Menschen bei Explosionen von Blindgängern; etwa 50 wurden schwer verletzt. Die meisten Opfer sind Kinder, die die Minibomben finden und aufheben, sowie Dorfbewohner, die darauf treten, erklären libanesische Ärzte. Kommentar

Artikel vom 01.09.2006