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Ehrenamt muss wieder attraktiver werden

Stadtsportbund bietet in der »Woche des bürgerlichen Engagements« einen Workshop an


Von PhilipPauge
Bielefeld(WB). Fast jeder dritte Deutsche ist Mitglied in einem Sportverein. Allein 80 000 Bielefelder sind in Klubs organisiert. Eine beachtliche Zahl, doch es gibt nur wenige Mitglieder, die auch bereit sind, ehrenamtliche Führungsaufgaben zu übernehmen.
Vom 15. bis 24. September ist die »Woche des bürgerschaftlichen Engagements« ausgerufen. Der Sportbund Bielefeld bietet in diesen Tagen, die der Würdigung des Ehrenamts dienen, einen Workshop an. Der richtet sich vor allem an Vereinsmitglieder in Führungspositionen und läuft unter dem Motto: »Sportvereine ohne Mitarbeiter?« Der Workshop ist in drei Phasen aufgebaut. Zunächst soll festgestellt werden, inwieweit sich das Problem mangelnder Mitarbeit äußert. Im zweiten Schritt geht es darum, welche Mittel zur Verfügung stehen, um das Problem zu lösen. Abschließend sollen konkrete Lösungsansätze vorgestellt werden, um neue Mitglieder zu gewinnen und für ehrenamtliche Aufgaben zu begeistern. Als Impulsgeberin wird Birgit Vogelsang sprechen. Sie arbeitet bei der Freiwilligen Agentur in Bielefeld und ist daher bestens mit dem Thema vertraut.
Das Problem an sich wird in vielen Sportvereinen erkannt. »Oft sitzen die Vorstände am Stammtisch beisammen und beklagen das fehlende Engagement von Jugendlichen. Lösungen und Strategien hat aber meist keiner«, weiß Ulrich Zimmer, Präsident des Stadtportbundes. SSB-Geschäftsführer Karl-Wilhelm Schulze sieht es ähnlich: »Ohne Visionen läuft nicht viel«. Doch bevor es gezielt um die Gewinnung von Mitgliedern zur aktiven Mitarbeit geht, ist eine Analyse notwendig. Holger Vetter, Vorsitzender des TuS Ost und Moderator des Workshops, hat eine Umfrage mit erarbeitet, die an zahlreiche Klubs in Bielefeld verschickt worden ist. »Die Vereine sollen prüfen, ob es bei ihnen zurzeit oder in naher Zukunft einen Mangel an ehrenamtlichen Mitarbeitern gibt«, so Vetter.
»Ein Ehrenamt in einem Verein muss ein Qualitätsmerkmal sein«, fordert Karl-Wilhelm Schulze. »Warum sollen junge Menschen, die sich freiwillig in Vereinen engagieren, nicht bei der Vergabe von Arbeits- und Ausbildungsplätzen bevorzugt werden«, stellt sich Schulze einen möglichen Anreiz für den unbezahlten Einsatz im Vereinsleben vor. »Stattdessen sind Betriebe skeptisch, wenn sie in Bewerbungen von ehrenamtlichen Aufgaben lesen. Es wird befürchtet, dass der Bewerber durch die Arbeit im Verein zu stark belastet ist und Ausfälle drohen.«
Ein weiteres Problem besteht laut Ulrich Zimmer darin, dass Jugendliche - wenn sie erstmal ein Amt übernommen haben - allein gelassen werden. Holger Vetter weiß aus Erfahrungen vom TuS Ost, wie wichtig es ist, dass gerade junge Leute, die noch »frisch« im Amt sind, begleitet und betreut werden. Doch nicht nur Nachwuchskräfte werden in vielen Vereinen gesucht. »Es ist natürlich toll, wenn sich Menschen engagieren, die auch beruflich Führungsaufgaben übernehmen und ihre Erfahrungen einbringen«, weiß Zimmer. In vielen Vereinen fehle es nämlich auch an Professionalität und Kontinuität.
Der Workshop für alle interessierten Vereinsmitarbeiter findet statt am 20. September in der Turnhalle Ost. Beginn: 18.30 Uhr. Die Teilnahme kostet zehn Euro; Getränke und ein kleiner Imbiss sind im Preis enthalten. Anmeldungen und weitere Infos unter Tel. 5 25 15 50 oder im Internet:
www.sportbund-bielefeld.de

Artikel vom 01.09.2006