02.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Bahn lässt Gebäude verkommen«

Einzelhandelsverband: Ladenzeile in desolatem Zustand - Absage

Von Manfred Matheisen
Bielefeld (WB). Die Einweihung des sanierten Hauptbahnhofes am kommenden Freitag wird ohne Repräsentanten des Bielefelder Einzelhandels über die Bühne gehen. Grund: Der Handel ist verbittert, dass die Bahn die Gebäude an der Kleinen Bahnhofstraße verkommen lässt.

Verbandsvorsitzender Jochen Willmann und Hauptgeschäftsführer Stefan Genth drücken in ihrer schriftlichen Absage die Freude darüber aus, dass der Hauptbahnhof endlich fertiggestellt ist. Dann aber kommt es knüppeldick: Die Ladenzeile an der Kleinen Bahnhofstraße befinde sich in einem desolaten und für Bielefeld unwürdigem Zustand. Die Bahn als Eigentümerin habe vor Jahren die Mietverträge gekündigt, ein überteuertes Neubauprojekt geplant - und dann nichts mehr getan: »Das gesamte Gebäude entspricht nicht mehr den Ansprüchen an eine vernünftige und angepasste Fassadengestaltung.« Und weiter: »Damit trägt die Bahn erheblich zu einer Verschlechterung der gesamten Umfeldsituation des Bahnhofes und dieses Stadtteilbereiches bei.« Nicht nachvollziehbar sei auch, dass unmittelbar neben dem renovierten Empfangsgebäude ein Müllsammelplatz eingerichtet worden sei. Das riesige Stahltor an der Zufahrt sei alles andere als attraktiv.
Auch auf der Bahnhofsrückseite sehe es »verwahrlost« aus, schreiben Willmann und Genth der Bahn ins Stammbuch. Entlang des Fußweges von der Jöllenbecker Straße in Richtung Neues Bahnhofsviertel liege jede Menge Müll, sprieße Unkraut, zeige sich Wildwuchs: »Es scheint, dass sich niemand um die Flächen kümmert, die zum Bahnhofsgelände gehören.«
Zur Eigenwerbung der Bahn, mit der Modernisierung des Personaltunnels im Empfangsgebäude eine Verbindung zum Neuen Bahnhofsviertel geschaffen zu haben, merken Willmann und Genth an, dass ein Großteil der Finanzierung von der Stadt Bielefeld, dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe getragen worden sei.
Jeder Grundstückseigentümer sei verpflichtet, sich um die eigenen Flächen zu kümmern, heißt es letztlich in dem Brief. Die Bielefelder Einzelhändler täten dies in vorbildlicher Weise. Die Bahn sehe das offenbar nicht so: »Anders können wir uns den Zustand der Immobilien und Grundstücksfächen rund um den Hauptbahnhof nicht erklären.«

Artikel vom 02.09.2006