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Der Weltmeister hat
sich schon blamiert

EM-Qualifikation: Italien nur 1:1 - Kritik an Rehhagel

Neapel (dpa). Weltmeister Italien nach einer Blamage am Boden, Europameister Griechenland mit Otto Rehhagel als schnöder Ergebnis-Minimalist und die Niederlande mit einem Dusel-Sieg gegen einen Fußball-Zwerg: Der Auftakt in die Qualifikation zur EM 2008 verlief für einige Favoriten nicht nach Plan.
Die Zeit für harsche Kritik an seinen Spielern ist für Roberto Donadoni schon nach dem ersten Pflichtspiel unter seiner Regie bei Weltmeister Italien gekommen. Überheblich und außer Form präsentierte sich die Squadra Azzurra gegen Litauen und steht nach dem 1:1 von Neapel mächtig unter Druck. »Das ist die Realität. Wir müssen nach vorne schauen und können uns nur verbessern«, sagte Donadoni vor der mit Spannung erwarteten Neuauflage des WM-Finales am Mittwoch in Paris gegen Frankreich.
Für Gennaro Gattuso ist das nächste Duell schon der Wegweiser zur Europameisterschaft. »Unser Besuch in Frankreich wird entscheidend sein«, sagte der ebenso wie alle anderen enttäuschte Mittelfeldspieler. Torschütze Filippo Inzaghi zeigte sich aber kämpferisch. »Wir werden nicht so enden wie die Weltmeister von 1982.« Das Team, das damals im Finale in Madrid Deutschland mit 3:1 bezwang, hatte sich nicht für die anschließende EM 1984 in Frankreich qualifizieren können.
Vize-Weltmeister Frankreich gehörte zu den Favoriten, die sich zum Auftakt der Ausscheidungsrunde für das Turnier in Österreich und der Schweiz keine Blöße gaben. Georgien und seinem deutschen Trainer Klaus Toppmöller wurde beim 3:0 keine Chance gelassen. »Wir haben uns dumm angestellt und nicht 100 Prozent bringen können«, sagte Toppmöller. Bei den Franzosen verstärkte Franck Ribery als Passgeber zu zwei Toren die Erwartungen, zum Zidane-Nachfolger zu avancieren. »Ich kann das schaffen«, meinte der viel gelobte Spieler.
Auch England (5:0 gegen Andorra) und Spanien (4:0 gegen Liechtenstein) hatten gegen leichte Auftaktgegner keine Probleme zu bewältigen. Die Niederlande schrammten aber haarscharf an einer Blamage vorbei. Der einzige Bundesliga-Profi im Oranje-Team, der Neu-Hamburger Abwehrspieler Joris Mathijsen, erzielte den einzigen Treffer beim 1:0 gegen Luxemburg. Die schon bei der WM enttäuschenden und bereits in der Vorrunde ausgeschiedenen Polen setzten ihren Abwärtstrend fort und mussten unter ihrem neuen Trainer Leo Beenhakker eine 1:3-Heimpleite gegen die von Roy Hodgson betreuten Finnen hinnehmen.
Otto Rehhagel konnte mit Griechenland in Moldawien zwar 1:0 gewinnen, sich aber dennoch nicht als Sieger fühlen. Unvermindert hält im Land des Titelverteidigers die Kritik am deutschen Trainer an. »Otto dreh um!«, forderte das Sportblatt »Athlitiki« unmissverständlich. Auch die Zeitung »Sportday« legte mit unverhohlener Kritik an der Personalpolitik von »König Otto« nach: »Rehhagel wieder mit falschen Entscheidungen.« Rehhagel vertraute auf neun EM-Sieger von 2004 und schickte eine Mannschaft mit sieben Spielern über 30 Jahren auf das Feld.

Artikel vom 04.09.2006