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Becker schickt Agassi in Rente

Tennis: Bewegendes Ende einer unglaublichen Laufbahn in New York

New York (dpa). Qualifikant Benjamin Becker hat die große Tennis-Karriere von Andre Agassi beendet und ist bei den US Open als erster deutscher Spieler ins Achtelfinale eingezogen.

Zwei Jahrzehnte nach Agassis erstem Auftritt bei den US Open gewann der 25-jährige Saarländer gestern in New York 7:5, 6:7 (4:7), 6:4, 7:5. Der Qualifikant steht bei seinem zweiten Grand-Slam- Turnier erstmals im Achtelfinale und trifft dort am Montag entweder auf Ex-US-Open-Sieger Andy Roddick oder den Spanier Fernando Verdasco, dem er in Wimbledon knapp unterlegen war.
Der 36-jährige Agassi wurde nach 1144 Profimatches mit Ovationen verabschiedet und hatte Tränen in den Augen. Der Ehemann der zuschauenden Steffi Graf holte acht Grand-Slam-Titel, 60 Turniersiege, drei Mal den Daviscup stand in 30 weiteren Finals - zuletzt vor einem Jahr bei den US Open, wo er Roger Federer unterlag.
Wegen chronischer Rückenschmerzen konnte er in diesem Jahr nur wenig spielen und quälte sich auch gegen Becker.
Wegen Dauerregens, den der tropische Wirbelsturm »Ernesto« mitgebracht hatte, war der Samstag komplett ins Wasser gefallen und die Partie verschoben worden. Thomas Haas bekommt gar erst am Montag die Revanche gegen seinen letztjährigen Bezwinger Robby Ginepri aus den USA und müsste nur 24 Stunden später im Achtelfinale wieder auf den Platz, weil das Turnier bereits zum zweiten Mal während der ersten Woche lahm gelegt war.
Becker bestand nach der Rückkehr der Sonne nach Flushing Meadows früh seinen ersten Test im Arthur-Ashe-Stadion. Der mit nur vier Profisiegen ausgestattete Mettlacher, verglichen mit Agassis 870, hielt nach 0:40 und vier Breakbällen sein Service zum 2:1. Wie sein Namensvetter konnte er sich auf seinen mächtigen Aufschlag verlassen. »Er schlägt wie ein anderer Becker auf, den wir einst gesehen haben«, lobte Ex-Star John McEnroe.
»Ich muss mich an die Atmosphäre gewöhnen und auf mein Tennis und meinen Plan konzentrieren. Es ist nur ein anderes Tennismatch«, sagte Becker unmittelbar vor der Partie. Der unter Rückenschmerzen leidende Agassi konnte sich nach zwei harten Fünf-Satz-Matches nicht hundertprozentig bewegen und hatte sich vor Spielbeginn zufrieden über den zusätzlichen Tag Pause geäußert. Nach seiner Kortison- Injektion am Dienstag hatte sich der zweimalige US-Open-Sieger zuletzt entzündungshemmende Mittel spritzen lassen und versuchte, schnelle Punkte über den Aufschlag zu machen. Ausgerechnet beim ersten Satzball für Becker leistete er sich einen Doppelfehler.
Doch Becker ließ Agassi zurück ins Spiel. Er riskierte mitunter mehr als nötig gegen Agassi, der oft das Gesicht verzog und offenbar Schmerzen hatte. Im Tiebreak unterliefen Becker zwei Doppelfehler zum überflüssigen Ausgleich. Er ließ sich davon aber nicht erschüttern und schaffte im dritten Durchgang gleich zwei Breaks zum 3:0. Doch im vierten Satz wirkte der Qualifikant bei seinem sechsten Match in New York nicht mehr so frisch, hatte Glück, dass Agassi einen Satzball ins Aus setzte.
Prompt nutzte Becker, der sich immer wieder mit seinem Aufschlag rettete, seine erste Breakchance zum 6:5. Wenig später nutzte er mit einem As seinen ersten Matchball nach gut drei Stunden Spielzeit zum Erfolg. Sein nächster Gegner Roddick wurde arbeitet nun mit Jimmy Connors zusammen.

Artikel vom 04.09.2006